Lohnraub am Ostseestrand

Wo sich die einen erholen, werden die anderen abgezockt!
Lohnraub am Ostseestrand

Eine ukrainische Arbeiterin erhebt Lohnklage vor dem Arbeitsgericht Rostock gegen ihre Einsatzbetriebe aus dem Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern. Die FAU Rostock unterstützt ihr Mitglied Nataliia mit gewerkschaftlichen Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit. Der Lohnraub an den ohnehin prekären ukrainischen Arbeitskräften darf nicht unbeantwortet bleiben.

In der Hauptsaison fehlen auch in Mecklenburg-Vorpommern die Arbeitskräfte, besonders wenn sie nicht viel kosten sollen. Am billigsten sind Arbeitskräfte von außerhalb der EU und so werden nicht nur im Gastgewerbe ukrainische Arbeitskräfte angeworben.

Nataliia und eine weitere ukrainische Kollegin Nadiia haben im Zeitraum August bis Oktober 2021 u.a. bei dem Eiscafe Lange am Darß und dem SHZ Seehotel Zielow KG gearbeitet, aber nur einen Bruchteil des ihnen zustehenden Mindestlohns erhalten. Abgespeist wurden sie schließlich für monatelange Arbeit mit 200€ für die Rückreise, damit sie wieder in ihre Heimat zurückkehren.

Verträge liegen mit der estnischen Firma Multi-Profesje vor, die Einsatzbetriebe bezogen ihre Arbeitskräfte über die Firma Eurokontrakt mit Sitz in Polen. Über diese Firma häufen sich bereits Beschwerden und Proteste über nicht ausgezahlte Gehälter. Aufsehen erregte bereits der Fall des Saisonarbeiters Volodymyr aus der Ukraine. Er bekam sein Gehalt erst nachdem er mit Unterstützung der syndikalistischen Schwestergewerkschaft Inicjatywa Pracownicza (IP) zwei Wochen lang vor dem Firmensitz protestierte. Offensichtlich wird durch ein Firmengeflecht systematisch Lohnraub betrieben. Im Sinne der internationalen Arbeiter*innensolidarität besteht nun in dem Kampf um ausstehende Löhne eine enge Zusammenarbeit zwischen der FAU und der IP.

Wie so oft versuchen sich die Einsatzbetriebe mit Verweis auf die undurchsichtigten Vermittlungsfirmen, an die angeblich bereits Teile der Gehälter abgeführt wurden, aus der Verantwortung zu stehlen. Dass sie beim Lohndumping an unseriöse Firmen geraten sind, darf aber nicht zu Lasten der Arbeiterinnen Nadiia und Nataliia gehen. Wir fordern daher sofortige Auszahlung der ausstehenden Gehälter von insgesamt ca. 5000€.

Die beiden Arbeiter*innen sind nach ihrem Aufenthalt in der BRD in ihr von Krisen gebeuteltes und aktuell von Krieg bedrohtes Heimatland ohne den erhofften Lohn zurückgekehrt. Bei einer Kollegin konnte der Lohn inzwischen eingefordert werden, die andere hat erhebliche Probleme, den Verdienstausfall zu überbrücken.

Während die Einsatzbetriebe möglicherweise gewisse Verluste gemacht haben und Vermittlungsfirmen sich bereichert haben, geht es hier um das existentielle Auskommen. Spenden für den Lebensunterhalt sind daher auf folgendem Konto willkommen und werden vollständig an die Betroffene weitergeleitet.

Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter- Union
IBAN: DE47 8306 5408 0004 7884 78
BIC: GENODEF1SLR
Deutsche Skatbank
Betreff: „Lohnraub an der Ostsee“