Heute bleibt die Kantine kalt!

Der Widerstand im Flüchtlingslager Blankenburg.Vortrag und Diskussion mit der Antirassismusinitiative Oldenburg

Vom 4. bis zum 31. Oktober befanden sich die Flüchtlinge des 7 Kilometer von Oldenburg entfernten Ein- und Ausreiselagers Blankenburg im Streik. Konkret heißt das: Sowohl das Kantinenessen als auch die 1 Euro-Jobs wurden boykottiert. Die Streikenden fordern stattdessen die Auszahlung von Bargeld und das Recht, ihre Nahrung selbstbestimmt zubereiten zu können. Darüber hinaus wird eine angemessene und hiesigen Standards angepasste Gesundheitsversorgung gefordert. Grundsätzlich machen sich die BewohnerInnen für eine dezentrale Unterbringung in eigenen Wohnungen nach spätestens 3 Monaten stark. Die meisten BewohnerInnen leben bereits seit über einem Jahr, viele 2 Jahre und länger in Blankenburg.

An dem Streik, der über 4 Wochen geführt wurde, waren ca. 200 Menschen beteiligt, d.h. nahezu alle Flüchtlinge, die permanent im Lager leben. Dieser Streik ist in der Geschichte des Widerstands gegen die repressive Asylpolitik in Deutschland und die damit zusammenhängende Lagerunterbringung einmalig. Er war umso bemerkenswerter, als er trotz massiver Einschüchterung mit nächtlichen Wohnungsdurchsuchungen, verstärkten Botschaftsvorführungen und der Verlegung von StreikaktivistInnen in andere Lager so lange und erfolgreich geführt wurde.
Kurze Zeit später traten in der „Zentralen Aufnahmeeinrichtung“ Bramsche-Hesepe bei Osna­brück, einer Außenstelle der ZAAB Blankenburg, die BewohnerInnen in einen Boykott des Kantinenessens. Sie schlossen sich damit den Forderungen der Streikenden in Blankenburg an. Die Bedingungen in Bramsche gleichen denen in Blankenburg, erschwerend kommt jedoch hinzu, daß hier auch Kinder leben müssen. Als Eltern fühlen sich die Flüchtlinge dafür verantwortlich, daß ihre Kinder gesund aufwachsen. Das ist angesichts der Ernährungssituation, den Schwierigkeiten bei der medizinischen Versorgung und in der lagereigenen Schule nicht gewährleistet. Der größte Wunsch der Flüchtlinge ist aber auch hier, in eigenen Wohnungen leben zu können. Inzwischen ist auch in Bramsche der Kantinenstreik beendet, die Proteste werden aber weiter fortgesetzt, so z.B. mit Demonstrationen und Blockadeaktionen.
VertreterInnen der Antirassismus-Initiative Olden­burg, die den Kampf der Flüchtlinge vor Ort begleitet und unterstützt haben, werden uns davon berichten.


Freitag, 12.1.07, 19.00 Uhr, im BUND, Olvenstedter Str. 10, Magdeburg-Stadtfeld