Willkommen in der Anstalt!

Ein Job im öffentlichen Dienst ist ein Privileg.
Das Geld kommt pünktlich, es gibt Personalvertretungen, der Job ist halbwegs sicher, bei privaten Versicherungen bekommt man Rabatt und die Arbeitszeiten sind moderat: 40 Wochenstunden zwar, aber man bekommt sie bezahlt, zwar immernoch mit nur 94 % der Westbezüge, aber immerhin.
Eigentlich herrschte Zufriedenheit und es gab keinen Grund, sich nicht privilegiert
zu fühlen. Aber jetzt geht es an`s Eingemachte.

Nachdem zum 01.01.2006 das Uniklinikum Magdeburg von einer Körperschaft des
öffentlichen Rechts zur Anstalt des öffentlichen Rechts umfirmiert wurde, stehen nun
einschneidende Veränderungen im Sinne des Tarifrechts in´s Haus. Für die zum
01.01.2006 in die Anstalt übergegangen Mitarbeiter des Uniklinikums gilt weiterhin
der BAT-O als Bestandteil der bestehenden Arbeitsverträge und im Sinne des
Individualrechts.
Der Personalrat gibt sich kampfunfähig, da er sich an die Friedenspflicht aus dem
Personalvertretungsgesetz gebunden fühlt und spezialisiert sich derzeit auf die
Beitragszahleranwerbung für Ver.di und Co. Die Forderungen der Hausleitung sind
hingegen klar und unmissverständlich:

- Komplette Streichung Weihnachtsgeld,
- Komplette Streichung Urlaubsgeld,
- Weitgehende Flexibilisierung der Arbeitszeit zur Vermeidung von
Überstundenvergütungen,
- Reduzierung der Zuschläge für Schicht-, Feiertags- und Wochenendvergütung,
- Wegfall der Stundengarantie für Rufbereitschaftsdienste,
- Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes unter Nutzung aller tariflich zulässigen
Abweichungen (incl. "Opt-out"-Regelung und durchschnittliche wöchentliche
- Höchstarbeitszeit von bis zu 60 Stunden bei Bereitschaftsdienst),
- Kürzung der Urlaubsansprüche um mindestens 2 Tage,
- Hauseigene Entgeltregelung mit
o Wegfall von Bewährungs-, Tätigkeits- und Zeitaufstiegen,
o Wegfall der "Familienkomponenten" aus dem Ortszuschlag,
o Absenkung der Eingangsvergütung im ersten Jahr,
o Schaffung von Niedriglohngruppen,
o drastischer Kürzung der Ausbildungsvergütungen,
- Flexible Probezeiten,
- Flexible Führungselemente,
- Stärkung der Mitarbeitermotivation durch Ergebnisbeteiligung.

Am 13.03.2006 beginnen die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Anstaltsleitung zum geplanten Haustarifvertrag.