14. Januar, Ende einer Märchenstunde

Pünktlich, zu den Jahrestagen der Bombardierungen deutscher Städte und der Zerschlagung der Nazi-Deutschland fühlen sich Alt- und Jungnazis aber auch rechtskonservative und Rechtspopulisten auf den Plan gerufen ihre Unkenntnis und Verdrehung der Geschichte über den NS bis hin zu seiner Verherrlichung preis zu geben.

So auch anlässlich des 61. Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs am 16.
Januar 1945.

Radiointerview:Naziaktivitäten in Sachsen-Anhalt

Am 14. Januar wurden etwa 300, vor allem jugendliche, Faschisten unter einem
entsprechenden Aufgebot und Schutz der Polizei mit Bussen der Magdeburger
Verkehrsbetriebe auf den Westfriedhof eskortiert um dort eine
Märchenstunde in Sachen Geschichte abzuhalten. In traditioneller Manier
wird die Kriegsschuld Deutschlands geleugnet, die gefallenen Wehrmachts-
sowie SS und SA Soldaten betrauert und der deutsche Faschismus
verherrlicht. Offen wird sich einer geschichtliche Verantwortung für die
Verbrechen des Nazi-Deutschlands, für Jung und Alt entledigt. Feindbilder
sowie rassistische Vorurteile werden geschürt und versucht mit einer
scheinbaren Gesellschafts- sowie Kapitalismuskritik bei Menschen zu werben.

Bei der Trauerveranstaltung der Faschisten kam es zu verbalen und handgreiflichen Angriffen gegen die Presse, die an diesem Tag stark präsent war und in Folge des faschistischen Übergriffs auf einen 12 jährigen Jugendlichen in Pömmelte, nicht weit von Magdeburg entfernt, recherchierten.

Das Bündnis gegen Recht veranstaltete vor dem Haupteingang des Westfriedhof eine Protestkundgebung gegen das Treiben der Faschisten. Etwa 200 Antifaschisten und Antifaschistinnen beteiligten sich an dieser Kundgebung und an weiteren Protestaktionen. Ausgehend von der Kundgebung wurde ein Kranz in Andenken an die ermordeten AntifaschistInnen im NS niedergelegt.
Eine kleine Gruppe von Neonazis, die vor der antifaschistischen Kundgebung
aus der Straßenbahn stieg, wurde durch verbales und handgreifliches
Eingreifen seitens der AntifaschistInnen, des Ortes verwiesen.

Gegen Ende der "Märchenstunde" zogen sich zahlreiche Protestierende nach
Stadtfeld zurück um die Strecke für einen wahrscheinlichen spontanen
Aufmarsch der Nazis zu blockieren. Es scheint schwierig einen Überblick
über die zahlreichen Protestaktionen zu schaffen. Aber sicherlich haben
Straßenblockaden, Barrikaden etc. dazu geführt, dass ein Marsch der Nazis
durch Stadtfeld unmöglich wurde.

Schließlich wurden die Faschisten wohlbehütet durch die Polizei und
mittels Bussen der MVB in einem großen Bogen zum Hauptbahnhof und in den
Randbezirk Nord eskortiert. Von dort wieder in die Innenstadt gelangt,
marschierten sie erneut, unter dem Schutz der Polizei, zum Hauptbahnhof.
Unter lautstarkem Protest war auch dieses Treiben nach wenigen hundert
Metern wieder vorbei.

Nach Angaben von Polizei und Medien wurden 190 Platzverweise
ausgesprochen, 6 Menschen wurden in Gewahrsam genommen, die Feuerwehr
musste mehrfach ausrücken, da Müllcontainer brannten. Die Medien sprechen
von 450 - 500 Nazis (allerdings ist diese Teilnehmerzahl unrealistisch es
waren eher um die 300 Neonazis) und von 200 - 250 Gegendemonstranten.

Mit Sicherheit wurde an diesem Tag einigen Neonazis gezeigt das sie hier
völlig fehl am Platze sind. Dies wurde, nachdem die verbale Auseinandersetzung nicht fruchtete, auch mit anderen Argumenten
unterstützt.