Die fünfte Montagsdemonstration in Magdeburg ...

... am 23.08.04 war im Vergleich zur vorherigen Demonstration etwas kleiner. Laut Angaben der Polizei fanden sich an diesem Montag etwa 8.000 Menschen zur Demo zusammen, rund 5.000 weniger als in der vergangenen Woche. Auf keinen Fall kleiner geworden ist aber die Wut der Protestierenden. Nicht zuletzt um diese zu besänftigen und die Proteste gewaltfrei zu halten, hat erstmals auch ein Vertreter der Kirche, Dompfarrer Quast, auf der Abschlußkundgebung eine Rede gehalten. Mittels durchaus fragwürden Vergleichen der heutigen Situation in Sachsen-Anhalt mit der in der DDR bzw. in den osteuropäischen Ländern, hat er - beabsichtigt oder nicht - versucht, die Zumutungen durch Hartz IV zu relativieren und der allgemeinen Wut die Spitze zu nehmen. Zwar mahnte er einen "dritten Weg" jenseits von Kapitalismus und Sozialismus an, wie der aussehen soll, bleibt aber angesichts seiner Aussagen zu den "notwendigen Reformen" usw. unklar.

Im ganzen Bundesgebiet war - wenn man den Medienberichten Glauben schenken kann - ein Rückgang der Beteiligung an den Montagsdemo zu bemerken. Wie sich das weiterentwickelt, ist momentan schwer zu beurteilen. Derzeit versuchen die VeranstalterInnen scheinbar durch die Einladung von "Politprominenz" (Lafontaine in Leipzig, Gysi in Magdeburg ...) die TeilnehmerInnenzahlen hoch zu halten. Allerdings zeichnet sich schon ab, daß nicht nur unter den Betroffenen die Aufmerksamkeit gegenüber sozialpolitischen Themen gestiegen ist, die sicher nach Eintreffen der ersten ALG2-Bescheide nochmal einen Schub bekommen wird.

In Magdeburg ist leider immer noch die Auseinandersetzung mit der Beiteiligung von Neonazis aktuell. Auch an diesem Montag nahmen wieder Neonazis an der Demonstration teil. Der Druck seitens verschiedener Sozialforen auf den Anmelder Andreas Erholdt im Vorfeld der Demo hatte auch dieses Mal nicht dazu geführt, dass die Demonstrationsleitung entschiedener gegen das Auftreten von Nazis auftrat.

Allerdings sah es zu Beginn der Demo ganz danach aus, als würde ihnen ihr diesmaliger Auftritt dennoch nicht vergönnt sein. Magdeburger AntifaschistInnen erwarteten die Neonazis und blockierten zu Beginn der Demo die Straße und damit den Zugang für die Faschisten. So mussten die Nazis die komplette Demo an sich vorbeiziehen lassen. Zudem war deutlich zu merken, dass auch ein größer werdender Teil der Demonstrierenden sich mit dem Aufteten der jugendlichen Nazibande auseinandersetzte und zum Teil ihre ablehnende Haltung gegenüber den Nazis kundtaten, indem sie in Sprechchöre der AntifaschistInnen einstimmten. Dennoch gelang es den Neonazis mit Hilfe der Polizei, die diese durch eine Seitenstraße an einem anderen Punkt in die Demonstration lotsten, in einem Block formiert an dem Protest teilzunehmen. Zumindest die offen zum Ausdruck gebrachte ablehnende Haltung vieler der Demonstrierenden gegenüber den Neonazis war im Vergleich zu den Vorwochen aber eine positiv zu vermerkende Entwicklung.