FAU Erfurt/Jena erreicht Abfindung für gekündigten Schulsozialarbeiter in Erfurt

Seit Juni 2017 unterstützen wir als FAU Jena einen Erfurter Schulsozialarbeiter, der von seinem Trägerverein Perspektiv e.V. Ende Mai wahrscheinlich aus politischen Gründen entlassen wurde. Mitte Okober konnten wir gegenüber dem Verein eine Abfindungszahlung und weitere Forderungen durchsetzen.

Der Kündigung vorausgegangen waren eine halbjährige Krankschreibung und die Weigerung des Vereins, den Kollegen bei seinem Engagement gegen die neonazistische Gewalt an der Gemeinschaftsschule am großen Herrenberg zu unterstützen. Im Gegenteil, seine Versuche, den Betroffenen rassistischer Gewalt beizustehen und die Bedrohungslage von ihm und anderen Pädagog_innen fachlich zu thematisieren, wurden vom Perspektive e.V. angegriffen. Betroffene von rechter und rassistischer Gewalt mussten zur eigenen Sicherheit die Schule wechseln oder sind noch immer in ärztlicher Behandlung. Auch unser Kollege wurde zur Zielscheibe der Gewalt.

Seine erste Kündigung erhielt er nicht zufällig genau einen Tag nach Eingang eines Schreibens an die Schulleitung, in dem er die rassistische und rechte Gewalt an der Schule zum Thema machte und auf sieben Seiten die Übergriffe aus dem Jahr 2016 dokumentierte. Nachdem er sich gemeinsam mit der FAU Jena gegen seine Kündigung wehrte, trat der Verein nach: Er engagierte einen Anwalt, der umgehend eine weitere ordentliche sowie fristlose Kündigung aussprach und eine Strafanzeige gegen den Kollegen einleitete.

Wir vertraten den Schulsozialarbeiter in der von mehreren Unterstützer_innen besuchten Güteverhandlung vom 23. August vorm Arbeitsgericht Erfurt und konnten dort einen Vergleich anschieben, den wir Mitte Oktober unterschrieben und dem Arbeitsgericht haben zukommen lassen: Die Kündigung wird rechtskräftig. Dafür zahlt Perspektiv e.V. eine überdurchschnittlich hohe Abfindung, zieht die Strafanzeige zurück und erstellt ein wohlwollendes Arbeitszeugnis.

Damit ist der Rechtsstreit beendet, nicht aber die Angelegenheit. Wir wollen in den kommenden Monaten versuchen, mehr Sozialarbeiter_innen gewerkschaftlich zu organisieren und werden dazu auch ein Austauschtreffen über die Arbeitsbedingungen und Inhalte der sozialen Arbeit vorbereiten. Darüber hinaus unterstützen wir den Kollegen bei einer Klage gegen die Berufsgenossenschaft, mit der er erreichen möchte, dass die Auslöser seiner Erkrankung als Arbeitskrankheit anerkannt wird.