Lohneintreibung auch beim Film

Pressemitteilung

Vor einigen Wochen wurden in Thüringen einige Szenen zum NSU-Film "Heute ist nicht alle Tage" mit einer Vielzahl von Kompars*innen gedreht. Jene wurden überwiegend erst kurz zuvor gecastet und ihnen wurden mündlich bestimmte Drehtage zugewiesen wurden. Details, wo und wann genau gedreht wird, wurde den Kompars*innen hingegen teilweise erst in der Nacht vor dem Drehtag mitgeteilt – zumindest sofern sie überhaupt informiert wurden. Aber auch mündlich geschlossene Arbeitsverträge sind rechtlich gültig und gehen entsprechend mit Verpflichtungen des Arbeitgebenden einher, denn Arbeitsnehmende sind keine beliebige Rangiermasse für Arbeitsgebende.

Die FAU Erfurt/Jena macht in einem Fall nun einen Annahmeverzug (§615 BGB) geltend. Mit der Komparsin wurden die Drehtage 12. und 14. Mai vereinbart, allerdings wurden ihr trotz Nachfrage per Mail und Telefon nicht die konkreten Daten für die Drehtage mitgeteilt. Diese Versäumnisse gehen nicht zu Lasten der Arbeitsnehmenden, sondern es besteht trotzdem ein Lohnanspruch, welchen die FAU Erfurt/Jena gegen die Castingargentur filmissimo sowie gegen die Produktionsfirma Wiedemann & Berg Television GmbH & Co durchsetzen wird. Die Castingfirma weist die Verantwortung der Produktionsfirma zu, welche sich bisher noch nicht geäußert hat, und beruft sich ebenfalls auf einen Verdi-Tarifvertrag für Kompars*innen, welcher ungünstigere Ausschlussfristen enthält.

Auf jenes Subfirmenspiel wird sich die FAU Erfurt/Jena nicht einlassen und folglich die beide Unternehmen gesamtschuldnerisch haftbar machen. Auch ist das Argument mit dem Tarifvertrag nur vorgeschoben, da die beim Dreh bezahlten Löhne nicht jenen Sätzen entsprachen, welche der Tarifvertrag vorsieht (davon abgesehen, dass dieser nur für Verdi-Mitglieder gilt). Nachdem die Lohnforderung an die Castingfirma bereits vor zwei Wochen verschickt wurde, wurde heute eine weitere Geltungmachung an die Produktionsfirma verschickt. Sollten die Arbeitgebenden ihren Verpflichtungen nicht nachkommen werden wir zu weiteren gewerkschaftlichen und juristischen Mittel greifen.