Neue Monatszeitung - Libertad para todos

Seit diesem Jahr gibt es ein Medium Thüringer Anarchist_innen. Die Zeitschrift „Libertad para todos“ (Freiheit für Alle) beschäftigt sich mit verschiedenen Themen wie Theorie, Kultur, Ökologie und internationalen Begebenheiten aus libertärer Sicht. Auch wir als FAUST haben einen Beitrag dazu geleistet. Ein Interview, welches wir für die Januar-Ausgabe geführt haben, könnt ihr unten lesen. Inzwischen ist schon die Februar-Ausgabe herausgekommen.

Was bedeutet FAU?
Die Abkürzung bedeutet Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union.

Was ist die FAU eigentlich?
Die FAU ist eine Gewerkschaft auf basisdemokratischer Grundlage, folglich bestimmen alle Mitglieder über die Organisationsstrukturen, die prinzipielle Ausrichtung und das Vorgehen mit. Im Gegensatz zu uns werden Entscheidungen bei den etablierten Gewerkschaften und Parteien von Funktionären getroffen und nach unten an die Basis weitergeleitet. Zur Durchsetzung unserer Ziele und Forderungen dienen uns Mittel der "direkten Aktion" wie Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, organisierte Selbsthilfe bis hin zu Besetzungen, Boykotts und Streiks.

Was will die FAU?
Wie jede Gewerkschaft wollen wir natürlich Arbeitskämpfe ausfechten und gewinnen. Keine Frage... Aber auch in anderen Lebensbreichen wie in Stadtteilen, kulturellen Sachverhalten, bei Behörden und in der Schule streben wir nach mehr Selbstbestimmung, denn nicht nur Menschen am Arbeitsplatz können bei uns aktiv werden. Im Unterschied zum DGB bieten wir eine gesamtgesellschaftliche Perspektive. Wir wollen nicht nur Verbesserungen, obwohl die schon sehr wichtig sind um Lust auf mehr zu wecken, sondern auch eine Gesellschaft auf freiheitlicher Grundlage. Eine libertäre Wirtschaft soll sich nicht an Profitinteressen, sondern an ökologischen Gesichtspunkten und an den Bedürfnissen aller Menschen orientieren.

Was ist Anarcho - Syndikalismus?
Der Anarchosyndikalismus ist eine Bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich entstand und sich dort aus dem revolutionären Syndikalismus entwickelte. Syndikat kommt auch aus dem Französischen und bedeutet Gewerkschaft. Der Anarchismus, welcher ebenfalls in der ArbeiterInnenbewegung einen großen Einfluss hatte, ergänzte diese Methode. Zusammenfassend gesagt, ist die Gewerkschaft das Mittel und die Anarchie oder auch Herrschaftslosigkeit das Ziel. In vielen Ländern Europas und Amerikas hatten solche Organisationen durch ihr basisorientiertes und kämpferisches Vorgehen große Erfolge. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg erreichte die Bewegung hier ihren Höhepunkt mit über 150.000 Mitgliedern in der FAUD, unserer Vorgängerorganisation. In Spanien konnte die Gewerkschaft, dort mit Millionen von Menschen, während des Bürgerkrieges mit einer sozialen Revolution in weiten Teilen des Landes ihr Zukunftskonzept bis zur Zerschlagung einlösen. Seit Ende der 70er Jahre verbreitet die FAU diese Gedankengänge wieder hierzulande und versucht in der jetzigen Zeit praxisrelevante Ansätze zu entwickeln. Der Anarchosyndikalismus wird für viele als Alternative, sowohl zum Kapitalismus, als auch zum Staatskommunismus gehandelt.

Was bedeutet die schwarze Katze in eurem Logo?
Zum einem steht Schwarz als Negation der Herrschaft und für Individualität. Außerdem lassen sich Katzen schwer dressieren. Das Logo wir auch „Sab Cat“, also Sabotage-Katze, genannt. Die andere Bedeutung könnte für „Wildcat“ stehen als Symbol des Wildenstreiks. Schon 1918 zeichnete Ralph Chaplin die kampfbereite schwarze Katze.

Hat die FAU internationale Kontakte zu anderen Gewerkschaften?
Die FAU ist in der IAA (Internationale ArbeiterInnen Assoziation) mit Gewerkschaften aus derzeit 18 Ländern organisiert, weil wir global viel größere Chancen haben gegen das kapitalistische System zu kämpfen. Die größten Sektionen sind in Spanien, Frankreich und Italien anzutreffen.

Welches war der größte Erfolg eurer Gewerkschaft?
Besonders bei kleinen Betrieben mit prekären Arbeitssituationen konnten wir einiges bewegen. So zeigte jeweils das Engagement beim Wiesengrill 1996 in Westfalen und bei einer Leiharbeitsfirma in Frankfurt am Main 2005 ihre Wirkung. Bis dahin wurden dort besonders ausländische Arbeiter und Arbeiterinnen extrem ausgebeutet.
Das Feriencamp während des großen Streiks im britischen Bergbau für die Kinder von angehörigen Familien ist nur ein Beispiel für kreative und internationale Solidaritätsarbeit, wie sie die FAU seit Jahren praktiziert. Ein Fingerzeig in Richtung unserer Utopien war die Kampagne für das besetzte Fahrradwerk in Nordhausen mit der anschließenden Produktion in Selbstverwaltung, welche Leute aus der FAU unterstützen

Was erhofft ihr euch von der Zukunft?
Wir hoffen verstärkt in betriebliche und gesellschaftliche Konflikte einzugreifen. Damit verbunden ist auch der Wunsch, dass die FAU sich wieder stärker in der Klasse der Lohnabhängigen verankert und somit das friedliche Nebeneinander von Arbeitgebern und DGB aufbrechen und wieder mehr Schwung in die Arbeitskämpfe bringen kann. Gerade in der aktuellen Finanzkrise bietet sich die Möglichkeit antikapitalistische Utopien vermehrt in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Von Leuten, die der FAU beitreten, erwarten wir, dass diese sich aktiv einbringen und nicht nur ein Mitgliedsdasein als Karteileichen fristen.

Wie kann Mensch euch unterstützen?
Unabhängig von deiner Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ist es immer wichtig die Ideen des Anarchosyndikalismus weiterzuverbreiten wie z. B. mit Flyern auf Infoständen oder im Gespräch mit Kollegen und Kolleginnen. Wenn du Interesse hast, kannst du mit uns in Kontakt treten und dich bei uns organisieren. Dann können wir gemeinsam gegen Probleme beispielsweise am Arbeitsplatz oder auf Ämtern vorgehen.