Das Wort zum 1. Mai

Hier zu Lande oft umgangssprachlich als „Tag der Arbeit“ bezeichnet, wissen doch viele nicht was wirklich hinter diesem Tag steckt. Diese Bezeichnung ist sehr irreführend, denn wieso sollten wir die (Lohn-)arbeit feiern. Arbeit sollte aus sozialrevolutiärer Sicht nur als Mittel zur Befriedigung unserer Bedürfnisse dienen und nicht wie in diesem System immer mehr zu einem überflüssigem Selbstzweck wie beispielsweise die ganze Bürokratie.

Nein, der 1. Mai ist eigentlich kein Feiertag, sondern ein Kampftag aller Lohnabhängigen auf unserem Planeten. Ursprünglich kommt dieses symbolische Datum aus Amerika, wo in Chicago 1886 genau an so einem 1. Mai ein mehrtägiger Streik begann zur Durchsetzung des Acht-Stunden-Tages. Nach einigen Tagen versuchte die Polizei die Versammlungen gewaltsam aufzulösen und tötet sechs Arbeiter. Als einen Tag später eine Bombe geworfen wurde, nutzt die Staatsgewalt die Chance um diverse Redner der Gewerkschaften festzunehmen. Obwohl ihre Schuld nicht bewiesen werden konnte und sogar manches darauf vermuten lässt, dass der Vorfall von der Polizei inszeniert wurde, ließ sie die Klassenjustiz hinrichten.

Auch bekommt dieser Monat durch das 40-jährige Jubiläum der 68er eine besondere Bedeutung. In Frankreich kämpften nicht nur Studenten gegen die herrschenden Verhältnisse wie in Deutschland, sondern auch 10 Millionen Arbeiter und Arbeiterinnen zeigten ab Mitte Mai mit einem Generalstreik ihre Zähne. Sie forderten mindestens eine deutliche Lohnerhöhung, die 40-Stunden-Woche und soziale Absicherungen und brachten den kapitalistischen Alltag an den Rand des Kollapses. Ein Leben in Würde und Selbstverwaltung wäre möglich gewesen. Aber die Regierung unter de Gaulle schickte Polizei und Militär in die besetzten Fabriken mit tödlichen Folgen. Unterstützt wurden die bürgerlichen Kräfte von der kommunistischen Partei, da die Funktionäre diese spontane Aufstandsbewegung nicht unter ihrer Kontrolle sahen. Wie schon in Kronstadt 1921, im spanischen Bürgerkrieg und 1953 in der DDR sabotierten die Bolschewisten die soziale Revolution. Diese Ereignisse zeigen uns, dass das Proletariat keine (Partei-)diktatur braucht, um seine Befreiung von Wirtschaftseliten und Staatsfunktionären zu wagen.

Gerade in Deutschland auf Grund der Verschlechterung der sozialen Lage eines Großteils der Bevölkerung unter anderem durch Hartz IV, Zeitarbeit und Preissteigerungen, zeigen wie nötig ein solidarischer Widerstand an der Basis ist. Wir sollten gemeinsam für eine klassenlose und herrschaftsfreie Gesellschaft eintreten ohne jegliche Staatsgewalt. Es ist so vieles möglich, wenn wir nur die Mauer in unseren Köpfen zerschlagen. Erst recht am 1. Mai!