Von Missständen am Arbeitsplatz, die zeigen wie dringlich es für Lohnabhängige in Süd-Thüringen ist sich zu organisieren

Nun endlich möchten wir uns einmal vorstellen. Bis jetzt sind wir einige Personen aus Meiningen und einige Leute aus Suhl. Wir haben unabhängig voneinander Kontakt mit der Freien ArbeiterInnen Union aufgenommen und uns mehr oder weniger für die Bewegung des Anarchosyndikalismus interessiert. In unseren Provinzstädten gab es schon jeweils eine Propaganda-Aktion zu dem Buch „Anarchismus auf Kuba“ mit musikalischer Umrandung. Durchgeführt wurde das von drei Mitgliedern der FAU, die aus etwas entfernteren Städten der Republik kamen. Jetzt wollen wir uns auch hier organisieren und aktiv gegen das ausbeuterische System werden. Hierzu haben wir schon ein wenig in der Lebensmittelbranche und im Zeitarbeitssektor recherchiert. Wir hoffen ihr bekommt auch Mut euch zu engagieren.

Was Menschen so alles erleiden müssen, zeigen Arbeitsbedingungen in einem mittelständischen Fleisch verarbeitenden Betrieb, die unsere Gesprächspartner durchmachen müssen. Ein Arbeitnehmer erzählte uns, dass er von 0 bis 12 Uhr mit zweimal je einer halben Stunde 11 Stunden arbeiten musste. Erlaubt sind aber nur höchsten 10 Stunden. Noch schlimmer trifft es seinen Kollegen. Er muss Montag bis Freitag Schichten von 3 bis 15 Uhr und Samstag und noch mal neun Stunden ran und somit über 60 Arbeitsstunden in der Woche schuften. Nach Arbeitszeitgesetz wären nur 50 zulässig und das 2 Wochen hintereinander. Ob er Samstag erscheinen müsste, so sagte er uns, würde er erst wenige Stunden vor Freitag Feierabend gesagt bekommen, was eine Wochenendplanung erschwert. Auch müssten KollegInnen schon mal 7 Stunden ohne Pause arbeiten. Auch bekommen die ArbeitnehmerInnen keine Zeitabrechnung, was die Ausbeutung durch den Arbeitgeber erleichtert. Dazu kommt, dass Überstunden nach dem Willen der Chefs abgebummelt werden müssen. Das unerbittliche System, arbeiten um jeden Preis, bekommen Menschen in diesem Betrieb schon bei einer Krankschreibung zu spüren mit Bestrafungen wie Spätschicht oder einer anderen Abteilung mit geringer Vergütung. Noch drastischer ist der Fall bei einem Kollegen, der nicht mal bei Durchfall gehen durfte, was bei einem Lebensmittelbetrieb gesetzliche Vorschrift ist. Stattdessen wurden ihm Tabletten empfohlen um ja keine Minute seiner Arbeitskraft zu verlieren. Als der Arbeiter sich dem widersetzte, wurde er wie oben genannten traktiert. Einem anderen Mitarbeiter wurde nach einem Unfall im zweiten Monat seines Ausfalls nur die Hälfte seines Gehaltes gezahlt. Dass Arbeitgeber mit ihren Untergebenen oft schon fast wie Leibeigenen verfahren, zeigt, dass die Chefs schon zwecks Verdachts jemandem den Spind aufgebrochen haben. Aus diesen Gründen der Repression ist es nur verständlich, dass die Mitarbeiter, die wir befragten, nicht wollten, dass wir den Namen des Betriebes hier erwähnen.

Von anderen Zuständen, die in der Zeitarbeitsbranche Gang und Gebe sind, kann uns ein Genosse unserer Gruppe schildern. Grund für den Eintritt bei der Zeitarbeitsfirma Addeco war seine finanzielle Lage als Arbeitsloser und somit nahm die Lohnsklaverei ihren Lauf.
Als erstes wurde er zu BM Massivholz GmbH in Nordheim verliehen. Diese Firma produziert Gartenzäune, Balken Schaukeln und vieles mehr. Die Arbeitszeiten und die Bedingungen in dieser Firma sind sehr menschenunwürdig. Die ArbeiterInnen müssen täglich Schwerstarbeit verrichten bei einer Arbeitszeit von 5:00 bis 16:30 Uhr, manchmal aber auch länger. Doch damit nicht genug, Samstag müssen die Angestellten auch erscheinen. Bei den Zeitarbeitern war es nicht immer so. Sie konnten es sich aussuchen, ob sie samstags erscheinen wollten.
Als nächstes berichten wir von einem Unternehmen aus Fulda, das sich Fulda Reifen GmbH nennt. Dort werden Gummireifen produziert und verladen. Auch dort hin wurden Zeitarbeiter von Adecco verliehen und mussten körperliche Schwerstarbeit leisten bei einen Stundenlohn von 7,00 Euro und einem Verpflegungsgeld von 0,10 Euro täglich. Als wäre das nicht schlimm genug musste ein Leiharbeiter mit seinem eigenen PKW täglich 141 km fahren, damit er von seinem Wohnort zu seiner Arbeitsstelle und zurück gelangen konnte, für ein Benzingeld von 8,20 Euro. Uns ist auch bekannt, dass ein Arbeiter einer anderen Leihfirma frisch aus der Reha gekommen ist. Auf Grund eines Herzinfarktes musste er dort verweilen. Nach dieser Reha ging es nach Fulda zum Verladen von schweren Reifen. Ein Zeitarbeiter der Firma Adecco wurde körperlich attackiert, nur weil er einen kleinen Fehler beim verladen von Reifen gemacht hatte.
Kommen wir zur suhler Firma Via Laser und Systemtechnik GmbH und Co. KG in der Metall mit Hilfe von Lasermaschinen bearbeitet und beschriftet wird. In dieser Firma wird täglich 8 Stunden gearbeitet und alle Arbeiter müssen offiziell auf ihre Pausen verzichten, da sie ständig an ihren Maschinen stehen bleiben sollen.
Als nächstes geht es um die Firma Schenker Deutschland AG im Gewerbegebiet in Friedewald. Dort werden Sachen gelagert und verladen. In der Abteilung Hub werden keine regelmäßigen Pausen eingehalten. Schon viele Arbeiter wurden wegen Herzinfarkten eingeliefert. Unserer Berichterstatter der Firma Adecco wurde auf Grund eines ausgefallenen Arbeiters, der einen Herzinfarkt erlitt, ersetzt. Der Stundenlohn für einen Zeitarbeiter der Firma Adecco beträgt 7,20 Euro.
Wie andere ArbeitnehmerInnen der Zeitarbeitsbranche bekommt auch das Mitglied unserer Ortsgruppe nur für die Hinfahrt und da nur ab dem 31. Kilometer Benzingeld (ca. 17 – 20 Cent/km).


Mephisto von der Freien ArbeiterInnen Union Süd-Thüringen (FAUST)