Redebeitrag der FAU-Ffm auf der 1. Mai Demo

In diesem Jahr hatten YaBasta/das Cafe Antisistema und die FAU Frankfurt zur Teilnahme an einem eigenen Block auf der 1. Mai Demo in Ffm aufgerufen.

Im Folgenden dokumentieren wir einen Redebeitrag der FAU:

Das jeder in seiner eigenen Welt lebt, ist bekannt!

Unbekannt hingegen ist, in welcher Welt Kanzlerin Merkel lebt.

Ihre anlässlich der Neujahrsansprache 2008 formulierte Einschätzung zur Lage in der BRD läßt eine Lichtjahre entfernte Galaxie vermuten.

Nur so sind folgende Zitate zu erklären:

"Deutschland kann seine alte Kraft als das Land der sozialen Marktwirtschaft wieder neu unter Beweis stellen, der Verbindung von Freiheit und Gerechtigkeit, Fleiß und Unternehmergeist. (man höre und staune!)
In Deutschland geht es spürbar aufwärts."


Unsere Welt ist eine andere:

Seit Jahren sinkende Reallöhne, Arbeitsverdichtung, Prekarisierung der Lohnarbeit, die systematische Benachteiligung von Frauen und steigende Kinderarmut prägen das Bild.

Migrantinnen sehen sich rassistischer Hetze und Abschiebung ausgesetzt, während sich Nazis mit Hilfe staatlicher Geheimdienste organisieren und unter Polizeischutz demonstrieren – so auch heute in zahlreichen deutschen Städten!

Deutschland führt wieder Krieg.

Der zur Repression und Überwachung dienende innere Sicherheitsapparat wird aufgerüstet und unter anderem gegen Globalisierungskritiker, AntifaschistInnen und andere systemkritische Zeitgenossen eingesetzt.

Die gesellschaftliche und ökonomische Situation in der BRD hat sich für große Teile der direkt und indirekt Lohnabhängigen weiter verschlechtert.

Ständige Angriffe auf Arbeitsbedingungen und die Lebensverhältnisse sind die Realität der meisten Menschen in diesem Land.

Die bisherigen sozialen Sicherungssysteme wurden in den letzen Jahren u.a. durch die Einführung der Agenda 2010, Hartz IV und den Aufbau eines 2 Klassen Gesundheitssystems zerschlagen.

Wir haben nicht vergessen, dass der bisher größte Angriff auf die sozialen Sicherungssysteme in der Geschichte der BRD unter einer Rot Grünen Regierung umgesetzt wurde; umso unverständlicher ist der heutige gemeinsame Auftritt des DGB Vorsitzenden Michael Sommer mit SPD Chef Kurt Beck in Mainz.

Dieser sozialpartnerschaftliche Schmusekurs ist zwar nicht neu, verursacht aber dennoch Brechreiz!

Die Selektion im Bildungswesen wurde unter dem Stichwort "Elitenbildung" weiter verschärft. Trotz PISA und aller Phrasen über die Notwendigkeit "hoher Qualifikation" - der freie Zugang zu Bildung ist ein Illusion!

Das Rentenalter wurde auf 67 heraufgesetzt und dass, obwohl Menschen bereits ab 40 in vielen Branchen als unrentabel gelten, diskriminiert werden und Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden, der Ihre "Brötchen" sichert.

Während Konzerne weiterhin und trotz hausgemachter Finanzkrise Rekordgewinne erzielen, bauten die 30 im Deutschen Aktienindex zusammengefassten Unternehmen allein in diesem Land im letzten Jahr 44.000 Stellen ab;

Billiglohn –, Midi – und Minijobs wurden weiter ausgedehnt.

All das ist Ausdruck einer Globalisierung, die so oder ähnlich die Mehrheit der Menschen in den westlichen Industrieländern trifft.

Eine neue Weltwirtschaftsordnung entsteht. - Mit Gerechtigkeit hat die nichts zu tun!

Versuchen Unternehmen und Politik uns den beschriebenen Sozialraub noch schmackhaft zu machen, in dem sie ihm das Deckmäntelchen weltweiter Angleichung der Lebensstandards umhängen, zeigt der Kapitalismus gerade in den ärmsten Ländern dieser Erde seine Klauen.

Während die Deutsche Bank für Spekulation mit Getreide wirbt, treibt die augenblickliche Hungerkrise verzweifelte Menschen in Haiti, Bangladesh, Westafrika und vielen anderen Ländern dieser Welt auf die Straße.

Von Wohlstand für alle keine Rede!

Weltweit leben derzeit laut Welternährungsorganisation FAO mehr als 900 Millionen Menschen von weniger als einem Dollar pro Tag.
Sie können Reispreise, die sich seit Jahresbeginn nahezu verdreifacht haben nicht mehr zahlen. Vielen droht jetzt der Hungertod!

Schuld ist nicht, wie Merkel unlängst abstruser Weise behauptete, dass "der Inder" nun eine zweite Mahlzeit am Tag einnimmt und 100 Millionen Chinesen anfangen Milch zu trinken.

Nein! Verantwortlich sind vor allem die Treiber aggressiver Spekulationen auf dem Agrarmarkt, die Anlegern, Banken und Konzernen größt mögliche Profite bescheren sollen.

Laut Attac wurde innerhalb des ersten Quartals 2008 mit der Rekordsumme von 40 Milliarden Dollar an den Rohstoffmärkten spekuliert - 30 Milliarden davon betrafen Agrarrohstoffe.

Im sich immer schneller drehenden Hamsterrad der Weltwirtschaft zeigt sich vor allem eins: Unternehmer und Manager sind besser organisiert denn je – und wir?

Wir brauchen nicht noch mehr Konkurrenz, noch mehr Verwertungslogik, noch weniger Zeit zum Leben!

Unsere Agenda heißt Widerstand!

Faschismus bekämpfen – Kapitalismus abschaffen!

Wir haben mehr vom Leben, als von der Arbeit!

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