Kaputt durch Arbeit. Wie der Kapitalismus Körper, Geist und Seele zerstört

Freitag, 1.Februar 2013, 19.30 Uhr in der Bürgerwache Bielefeld

Vortrag und Diskussion mit Burkhard Wiebel (Neurowissenschaftler) & Alisha Pilenko (Diplom-Psychologin)

Burkhard Wiebel und Alisha Pilenko schrieben den Aufsatz
„Gehirn und Gesellschaft – Mechanismen neoliberaler Dekonstruktion“, der im Sammelband
B.Wiebel / A.Pilenko / G.Nintemann (Hg.), Mechanismen psycho-sozialer Zerstörung . Neoliberales Herrschaftsdenken, Stressfaktoren der Prekarität, Widerstand, Hamburg 2011, erschienen ist.

FAU Bielefeld – Hartz4-Betroffene-Herford – Libertäres Netzwerk Lippe

Burnout und Rückenbeschwerden, steigende seelische und körperliche Belastungen und Krankheiten sind allgegenwärtig, werden wahrgenommen und in den Medien besprochen. Aber woher kommen diese “neuen“ Zivilisationskrankheiten, welche Ursachen bestehen zwischen gesellschaftlichen Veränderungen und persönlicher Entwicklung? Sind es z.B. ständig steigende Leistungsanforderungen am Arbeitsplatz, in der Schule, der Universität? Sind es Angst vor „Versagen“, Arbeitslosigkeit oder gesellschaftlichem Abstieg, die uns jede Kröte schlucken lassen, uns vereinzeln und damit eine „Augen-zu-und-durch-Mentalität“ entstehen lassen? Wo bleibt da noch Raum für Mitgefühl und Solidarität für Andere? Und inwieweit hängen gesellschaftliche Veränderungen mit der Entwicklung unseres Gehirns zusammen. Können wir rasanten gesellschaftlichen Veränderungen noch folgen?
Wie sehe ich mich in der Welt, welche Identität, welche Beziehungen zu anderen, zur „Gesellschaft“ habe ich? Arbeitslosen wird immer wieder gebetsmühlenartig eingeredet, sie seien selbst schuld an ihrer Arbeitslosigkeit. Das Selbstvertrauen und die psychische Verfassung werden durch Schuldzuweisungen geschwächt. Irgendwann glaubst du selber, dass du in diese Situation selber verschuldet hast. Du fühlst dich überflüssig, keiner braucht dich mehr, niemand hält zu dir. Kraft und Energie, den Anforderungen zu widerstehen, hast du nicht mehr. Und wieso schaffen es trotzdem immer wieder einige, sich zu wehren, sich zu organisieren, Widerstand zu leisten?
Antworten auf diese u.a. Fragen versuchen der Neuropsychologe B.Wiebel und die Psychologin A.Pilenko zu geben. Sie gehen davon aus, dass unsere kapitalistische Produktions- und Lebensweise massive psychosoziale Auswirkungen hat. Ausgehend vom Zusammenhang zwischen Gesellschaftsentwicklung und Gehirnentwicklung veranschaulichen sie, wie die Veränderung gesellschaftlicher Arbeits- und Lebensprozesse die menschliche Psyche und die ihr zu Grunde liegenden Gehirnstrukturen formt.