Zeit zum besinnen: Prekäre Arbeit wünscht sich niemand!

Prekäre Arbeit in der Heinrich-Böll-Stiftung

Die Weihnachtszeit steht vor der Tür und auch in der Böll-Stiftung wäre nun nach langem Widerstand und andauernder Sturheit die Chance, einmal zur Besinnung zu kommen und über das eigene Verhältnis zur prekären Arbeit nachzudenken. Gründe dafür gibt es genug – die letzten Wochen waren ereignisreich.

Am 29. und 30. November tagte die Mitgliederversammlung der grünen Stiftung. Die zurückliegenden Monate der Auseinandersetzung mit der FAU haben der HBS viel kritische Presse verschafft und viel Widerspruch innerhalb der Stiftung, aber auch bei den Grünen und in der Öffentlichkeit hervorgerufen. Widerspruch, der auch an der Mitgliederversammlung nicht spurlos vorbeiging. Sind die Sitzungen dieses höchsten Gremiums der HBS sonst anscheinend eine Stätte der Einvernehmlichkeit, wurde ein Antrag der Geschäftsführung auf Beibehaltung von Leiharbeit und Outsourcing zurückgewiesen und ein Antrag zur starken Beschränkung des Outsourcing zwar nicht angenommen, aber zumindest mit erstaunlich vielen Ja-Stimmen bedacht. Angenommen wurde stattdessen ein dritter Antrag des Aufsichtsrates der Stiftung: Man beschloss nach fast einem Jahr der Auseinandersetzung um die prekären Arbeitsbedingungen nun endlich aktiv zu werden und, nun ja, die Sache zu prüfen. Eine Anti-Outsourcing-Stimmung, die durch die gewerkschaftliche Kampagne der FAU Berlin an Rückenwind gewinnen konnte, wächst weiterhin. Die ebenfalls im Betrieb aktive ver.di-Gruppe, von der der abgelehnte Antrag gegen der Leiharbeit stammte, konnte rund die Hälfte der Belegschaft zur Unterschrift gegen Outsourcing bewegen. Um diesen erheblichen Dissenz in der Belegschaft konnte die Mitgliederversammlung letztlich kaum einen Bogen machen.

Doch wie die Zukunft der aus dem Betrieb verdrängten KollegInnen aussehen soll, die sich gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen im Konferenzzentrum der Böll-Stiftung gewehrt hatten und nun vor Gericht immerhin eine direkte Anstellung bei der Stiftung einklagen, wurde nicht behandelt. Noch immer wird der erste der KollegInnen, der vor Gericht erfolgreich seine Festanstellung bei der Stiftung einforderte, zu absurden Bedingungen beschäftigt – von 7.00 bis 9.12 Uhr morgens muss er einmal in der Woche in einer Außenstelle „arbeiten“, ohne dass es viel für ihn zu tun gäbe. Er wird auch nicht voll in die Belegschaft eingebunden und manches Recht, das festangestellte KollegInnen eigentlich haben sollten, wird ihm vorenthalten. Das Ziel ist klar: einfachste „Arbeit“, um den Kollegen in eine niedrigere Entgeltgruppe zu pressen und Isolation und Schikane, um ihm die Aussicht auf eine dauerhafte Beschäftigung in der Stiftung zu vermiesen. Der Kollege trat von Anfang an offen als FAU-Gewerkschafter auf.

... sieht den Wald vor Klagen nicht

Mittlerweile sind jedoch in sieben Verfahren Festanstellungen für die KollegInnen herausgekommen und weitere Klagen folgen. Die Gegenseite kommt mehr schlecht als recht hinterher: Ein Zustand den die Stiftung selbst herbeigeführt hat, indem sie sich den Verhandlungen mit der Gewerkschaft stets versperrte. Nun ist jedoch entscheidend, wie die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten aussehen werden und ob die Geschäftsführung der Stiftung an ihrem gewerkschaftsfeindlichen Kurs festhält und sich weiterhin weigert, die FAU als gewerkschaftliche Vertretung ihrer Mitglieder anzuerkennen.