Sabotage bei FIAT Kragujevac in Serbien

Arbeiter beschädigen mehr als 30 Neuwagen

Nach Informationen der ASI, der serbischen Sektion der IAA, kam es in der Nacht vom 24. auf den 25. Mai 2013 im FIAT-Werk in Kragujevac zur Sabotage an über 30 Fahrzeugen des Modells Fiat 500 L. Mit einem scharfen Werkzeug wurden Sprüche gegen die Eigentümer der Fabrik in die Karosserie geritzt. Der Schaden wird auf mehrere tausend Euro geschätzt. Die Sabotage ging nach Informationen der ASI von einer Gruppe von Arbeitern aus, die unzufrieden mit den niedrigen Löhnen und den fehlenden Pausenmöglichkeiten ist. Polizei und Werksleitung versuchen die Täter zu finden, bisher ohne Erfolg.

In den serbischen Medien findet wegen der Sabotage derzeit eine wahre virtuelle Lynchjustiz statt. Dieser Hatz schloss sich auch der Vorsitzende einer der sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften an. Zoran M., der Gewerkschaftsvorsitzende, erklärte laut einer Pressemitteilung der ASI gegenüber der Presse: „So etwas hätte nie geschehen dürfen. Die Gewerkschaften werden alle Maßnahmen mittragen, die Schuldigen zu finden. Es darf keine kollektive Schuldzuweisung geben. Die Schuldigen müssen gefunden werden und alleine sie sollen bestraft werden und nicht etwa die ganze Schicht“. Die Befürchtung des Funktionärs, dass die Werksleitung evt. die gesamte Schicht für die Sabotage-Aktion der unzufriedenen Arbeiter verantwortlich macht, könnte durchaus als Indiz für das im Werk herrschende Arbeitsklima interpretiert werden.

FIAT Kragujevac - eine „verbotene Stadt“?

Nach Angaben der ASI gilt das Werk in Kragujevac als eine Art „verbotene Stadt“, aus der kaum Informationen nach draußen dringen. Mehrere serbische Regierungen hintereinander haben versucht, die Investition von FIAT als eine Art Wirtschaftswunder für Serbien darzustellen. Die Medien lehnen es ab, kompromittierende Informationen zu publizieren, die ArbeiterInnen aus dem Inneren der Werkes ihnen zuzuspielen versuchen. So müssen laut einer Pressemitteilung der ASI die Arbeiter am Fließband Windeln tragen, weil es ihnen nicht gestattet ist, das Band zu verlassen, um zur Toilette zu gehen. Auch sonst machen nach Angaben der ASI Gerüchte über „eine sehr intensive Ausbeutung und vielfältige Verletzungen der grundlegenden Menschen- und Arbeitsrechte der FIAT-Arbeiter“ in Kragujevac die Runde.

Die ASI interpretiert die Sabotage als Ergebnis der schlechten Arbeitsbedingungen, der Zusammenarbeit von sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften und Management zum Schaden der Belegschaft, der Repression und der Unmöglichkeit für die Belegschaft, sich offen und unabhängig zu organisieren. Die ASI hat ihre vollständige Unterstützung für die in die Sabotage involvierten Arbeiter erklärt und ruft zur Errichtung eines breiten Bündnisses zu deren öffentlicher Verteidigung auf.

Solidaritätskundgebungen im April in Polen und Serbien

Im FIAT-Werk im polnischen Tychy kam es 2011 zu ähnlichen Sabotageakten. Damals beschädigte eine Gruppe von Unbekannten etwa 300 Autos: Fiat 500, Fiat Abarth, Fiat Panda und Ford Ka.

Vom 27. bis 30. April 2013 fand eine Reihe von Solidaritätskundgebungen vor den FIAT-Werken in Polen und Serbien statt. Hintergrund der Aktion war, dass FIAT über 1.400 Beschäftigte in Tychy entlässt und dabei ist, diese Arbeitsplätze nach Serbien zu verlagern. An den Kundgebungen in Tychy und Bielsko-Biala beteiligten sich auch Mitglieder der ZSP (IAA-Sektion in Polen). Dabei wurden hunderte von Flugblättern verteilt. Gleichzeitig fand in Belgrad ein Protest vor einer FIAT-Niederlassung statt. Am nächsten Tag gab es eine Aktion in Kragujevac, dem Standort des betroffenen FIAT-Werks.

Quellen: Artikel des Centrum Informacji Anarchistycznej, Erklärung der ASI vom 29.5.2013.