Krieg den Studiengebühren, Schlösser für alle!

Bildungssyndikat Osnabrück besetzte Hauptgebäude der Uni Osnabrück

Die Erkenntnis, dass Studiengebühren Moppelkotze sind, hat sich inzwischen auch unter einigen Osnabrücker Studierenden rumgesprochen. Dafür sprechen z.B. die Osnabrücker Resolution gegen Studiengebühren, welche auf der 1. Vollversammlung beschlossen wurde, und die Beteiligung an der zweiten Norddemo in Hannover. Nun kommt es darauf an von Resolutionen, Protest und Demos zu kreativeren und wirkungsvollen Aktionen zu kommen. Nach dem 1. Streich, der Besetzung des CDU-Büros im April, folgte am 27. Juni der zweite: 50 Studierende, unter anderem vom Bildungssyndikat und der Initiative gebildet, besetzten ab 19 Uhr eine Nacht lang das Hauptgebäude der Universität Osnabrück.

Im Vorfeld war über persönliche Einladungen zu der Aktion mobilisiert worden, um aktive Studierende zusammenzubringen und die bestehende Vernetzung auszubauen. Außerdem wurde ein Zeichen gesetzt, dass die wirklichen Proteste in Osnabrück noch lange nicht vorbei sind, sondern gerade erst anfangen.
Die Besetzung selbst verlief zunächst wie am Schnürchen: Nach einem (zu kurzen) Anfangsplenum wurde das Schloss mit Transpis behängt und geschmückt, ein Infopunkt wurde eingerichtet, eine erweiterbarer Programmplan aufgehängt und ein kaltes Buffet aufgetischt. Bereits um 20 Uhr begann eine Veranstaltung des Internationalen Referats (ASTA) über die „Neue Rechte“ und deren Zeitung namens „Junge Freiheit“. Pünktlich um 22 Uhr kam dann ein Mensch vom Schließdienst, der ungestört und unbehelligt durch die Uni ging und alle Räume schloss. Nur der als Kino vorgesehene Raum links des Eingangsbereichs war dank der schlichten Anwesenheit
einiger BesetzerInnen nicht abschließbar. Kurz darauf kam die Polizei, die wie üblich nach eine(r)m „Leiter“ suchte und schließlich den Universitätspräsidenten Rollinger informierte, der um 22 Uhr 30 den Ort des Geschehens erreichte. Trotz den energischen Kommentaren (s)einer Frau („Das sind Besetzer. Die musst Du räumen lassen!“) entschied er sich die Aktion zu dulden und die Polizei zog ab. Nun konnte das vorgesehene Programm des Nachtseminars fortgesetzt werden. Es gab ein Leseseminar zum Text „Das Elend im Studentenmilieu“ der Situationistischen Internationale. Parallel dazu wurde ein Film über den 99er Studierendenstreik in Mexiko gezeigt und um 1 Uhr spielte die Akkustik-Rock-Gruppe „Indiegograu“. Währendessen waren kreative Heinzelmenschlein unermüdlich damit beschäftigt die kommerziellen Werbeplakate in der Uni umzugestalten und auch die Mauern des Schlosses mit Kreide zu verzieren. Nach einer kurzen aber ungemütlichen Nachtruhe in den Fluren, wurde das Schloss um 9 Uhr Morgens von den BesetzerInnen geräumt und die Aktion somit beendet.
Im Großen und Ganzen war die Schlossbesetzung trotz einigen organisatorischen Schwächen eine gelungene Aktion zum Semesterabschluss, die hoffentlich noch mehr Leute motiviert den Widerstand gegen Studiengebühren im nächsten Semester fortzusetzen.