NVS - die Neue Verwaltungssteuerung in Hessen

Im folgenden ein Flugblatt aus Wetzlar...

Qualitätssicherung oder kommerzielle Elitenbildung?

Qualitätssicherung oder kommerzielle Elitenbildung?

Um die öffentlichen Verwaltung zu effektivieren hatte sich die Rot-Grüne Landesregierung in Hessen 1998 eine "feines" Konzept ausgedacht: Die neue Verwaltungssteuerung.

Etabliert wird die NVS nun seit zwei Jahren auch an den Schulen für Erwachsene(SfE /Kollegs, Abendschulen). Der zweite Bildungsweg wurde gewählt, da hier keine oder wenige Proteste (z.B. durch Eltern) zu erwarten waren. Ein weiterer Vorteil ist die freiwillige Schulpflicht an diesen Schulen. So mit erscheint das Modell der Schüler als „Kunden“ besser passend als für schulpflichtige Kinder. Die Initiatoren begründen ihre neue Linie damit, dass eine höhere Qualitätssicherung, eine stärkere Steuerung des Bildungsoutputs* , mehr Kostentransparenz und Leistungseffizienz erzielt werden soll. Schüler werden zu „Kunden“ (bzw. „Humankapital“), Schulen zu Unternehmen, Abschlüsse zu Produkten.

So werden z.B. schon ab Dezember 2003 jährlich Vergleichsarbeiten in allen hessischen Kollegs und Abendschulen geschrieben. Der Spielraum für eine individuelle und kreative Unterrichtsgestaltung wird dadurch auf ein Minimum reduziert, da der vorgegebene Lehrplan rücksichtslos durchgezogen werden muss. Die Finanzierung der Schulen wird mittels der „abgelieferten“ Abschlüsse berechnet. Dadurch können sich die SfE so etwas wie potentielle schulische „Versager“ nicht mehr leisten. Menschen, die aufgrund ihrer sprachlichen Fähigkeiten oder aufgrund eines nicht lückenlosen Lebenslaufes zu dieser Gruppe gezählt werden, haben geringere Chancen an diesen Institutionen aufgenommen zu werden. Investitionen in diese „Kunden“ könnten sich schließlich nicht lohnen, da am Ende kein „Profit“ (Abschluss) erwirtschaftet werden kann.

Hierbei wird ignoriert, dass gerade für Menschen mit sozialen Problemen und MigrantInnen der zweite Bildungsweg eine Chance bietet, sich weiterzubilden und neue Perspektiven zu eröffnen. Die Kosten, die durch Einführung der NVS entstehen werden, sollen durch weitere zwei Prozent Einsparungen im Personalbereich der Schulen gedeckt werden – was vermutlich bei weitem nicht ausreichen wird. In diesem Zusammenhang verwundert es nicht, dass auch die Einführung von Schulgebühren schon angedacht wurde.

Dies sind nur einige Beispiele für das, was die Schüler von Erwachsenenbildungseinrichtungen mit der Einführung der NVS erwartet. Dieses Projekt zeigt außerdem auf, wohin es mit der Bildungspolitik Hessens, Deutschlands und Europas generell geht. Es handelt sich hier um einen ersten Test an einer gesellschaftlichen Gruppe ohne Lobby. Der Staat bedient, wie immer, die Sachzwänge des kapitalistischen Systems: Effizienzmaximierung und Auslese der Eliten.

Wir fordern hingegen, dass es (kurzfristig) allen Menschen möglich ist, kostenlos und unabhängig von sozialen Voraussetzungen Zugang zu Bildungseinrichtungen zu erhalten; und dass diese Menschen (langfristig) ihre Bildung selbstbestimmt und nach ihren eigenen Bedürfnissen gestalten können. Das allerdings setzt die Abschaffung des Kapitalismus voraus.

Bildung für alle und zwar unabhängig von sozialer Herkunft!
Regierungen stürzen!!
Für eine selbstorganisierte Gesellschaft!!!

Bildungssyndikat Wetzlar [noch (?) nicht in der FAU-IAA]
e-mail: bsy-wetzlar@gmx.de (vorläufig)

Sternchen

* das stellt eine entscheidende Neuerung dar: bisher ging es in der Bildungspolitik um Input!