PLUS: Soliaktionen für Fátima in 50 Filialen

Fátima Fernandéz arbeitete fünf Jahre lang in der Filiale "Carretera de Su Eminencia" des deutschen Lebensmittel-Multis PLUS im südspanischen Sevilla. Dann setzte im Oktober 2005 der Konzern die spanische Arbeiterin kurzerhand auf die Straße. Doch zum Pech für PLUS ist Fátima Mitglied in der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft CNT-AIT. Und das bedeutet für PLUS, Protestaktionen und Kundeninformationen zunächst vor vielen Filialen in Spanien und mittlerweile durch die deutsche Schwestergewerkschaft FAU-IAA auch in Dutzenden von deutschen PLUS-Filialen. UnterstützerInnen haben für die nächsten Tage auch in Österreich und der Schweiz Aktionen in Märkten des TENGELMANN Konzerns angekündigt.

PLUS - die miesen Arbeitsbedingungen winken?

Der Konflikt begann damit, dass Fátima nach Geburt ihrer Tochter um feste tägliche Arbeitszeiten bat, um sich um ihr Kind kümmern zu können. Nach wiederholten Anträgen, welche von Ihrem Unternehmen nie beantwortet wurden, zog unsere Kollegin im Mai 2005 vor Gericht. PLUS wurde dort verurteilt, "die Kollegin zu festen täglichen Zeiten zwischen 12:00 und 16:00 Uhr zu beschäftigen, damit ihr ermöglicht wird, sich um ihre Tochter zu kümmern und zwar bis zum 31. März 2010, wenn das Kind 6 Jahre alt sein wird."

PLUS - feuern und schikanieren?

Weniger als 48 Stunden nach diesem Urteil, kündigte die PLUS der Kollegin zum 20. Oktober 2005. In der Zeit bis zu Ihrer Entlassung wurde Fátima durch die Firmenleitung gezwungen, an einer völlig abgelegenen, niemals benutzten Kasse des Supermarktes zu arbeiten. Im Sommer zwang die Geschäftsleitung sie täglich um 14:30 Uhr mittags (bis 43 °C in Sevilla), die riesigen Müllsäcke in mehrere hundert Meter entfernte Container zu tragen. Dies bewirkte, dass sie einen Schwächeanfall bekam und in eine Klinik eingeliefert wurde.

Vor Gericht wurde festgestellt "dass die Arbeitszeiten zu denen Fátima Fernandéz gezwungen wird, psychologische Beeinträchtigungen sowohl der Mutter als auch des Kindes mit sich bringen wird".

Ein Angriff auf eine ist ein Angriff auf alle

Fátima fordert für sich die sofortige Weiterbeschäftigung zu den von ihr gewünschten und vom Gericht festgelegten Zeiten. In dieser Forderung wird sie von Anfang durch ihre Gewerkschaft, die "Confederación Nacional de Trabajo" (CNT-AIT) unterstützt. Nachdem die Firmenleitung sich weigerte, auf die Forderung unserer Kollegin einzugehen, hat die CNT-AIT eine ganze Reihe von Aktionen sowohl in Sevilla als auch in anderen Teilen Spaniens gestartet. In der BRD, wo sich der Stammsitz sowohl von PLUS als auch des TENGELMANN-Konzerns befindet, hat sich die "Freie ArbeiterInnen Union" (FAU-IAA), eine Schwestergewerkschaft der CNT-AIT, den Forderungen Fátimas angeschlossen. Solange unsere Kollegin nicht wieder eingestellt worden ist, werden wir die Kundschaft von PLUS und die KollegInnen, die in den Märkten arbeiten, darüber informieren, wie der Discounter in Sevilla gegen seine Beschäftigten vorgeht. In den letzten Tagen hat es bereits mehr als Infoaktionen in rund 50 PLUS-Filialen u.a. in Berlin, Bonn, Braunschweig, Hamburg, Hannover und Leipzig gegeben. Weitere werden in den nächsten Tagen folgen. Die Geschäftsleitung von PLUS hat zwischenzeitlich in einem Rundschreiben ihre Filialen auf mögliche Aktionen hingewiesen.

Grenzüberschreitende Solidarität

Anarcho-syndikalistische Gewerkschaften waren schon immer international organisiert und haben sich gegenseitig über künstliche Landesgrenzen hinweg in Arbeitskämpfen unterstützt. Und auch im Fall von PLUS ist eine Ausweitung der Aktionen jederzeit möglich und wahrscheinlich. In Österreich und der Schweiz sind bereits Aktionen in Vorbereitung. Die Kette PLUS selbst verfügt über Filialen in Deutschland, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Tschechien und Ungarn. Der Mutterkonzern, TENGELMANN mit einem Jahresumsatz von rund 26 Mrd. Euro, den 183.000 ArbeiterInnen in 7.500 Filialen erwirtschaften, ist über seine Ketten A&P;, OBI, KIK und Kaiser's Tengelmann darüber hinaus in Bosnien-Herzegowina, Italien, Russland, der Schweiz, Slowenien und den USA vertreten.

Was könnt IHR tun?

Die miese Behandlung von Fátima durch PLUS in Sevilla ist sicherlich nichts besonders "Spektakuläres". Sie ist eine Schikane, wie sie von Firmen jeden Tag tausendfach gegen ArbeiterInnen ausgeübt wird. Gerade deshalb aber ist es wichtig, gegen den Rauswurf von Fátima vorzugehen. Damit das Management sich darüber im Klaren wird, dass es mit seinen täglichen Schweinereien im Dienste der Ausbeutung von Arbeitskraft zunehmend auf Widerstand stoßen wird. Um Fátima zu unterstützen und um PLUS den Spass an einer Wiederholung solcher Paktiken zu vermiesen, könnt ihr beispielsweise Beschäftigte und KundInnen über die Praktiken bei PLUS in Sevilla informieren und mit ihnen diskutieren (ein Beispiel für einen Flugblatt-Text und ein Protestschreiben findet sich unter http://fau-bonn.de/Members/Hein/Plus-Flyer%20Homepage.pdf/download). Oder ihr könnt der Firmenleitung von PLUS euer Missfallen über ihre Praktiken ausdrücken und die Wiedereinstellung von Fátima fordern (Kontaktadressen finden sich z.B. auf den Webseiten von PLUS und denen des TENGELMANN-Konzerns). Und ihr solltet vielleicht darüber nachdenken, euch so zu organisieren, dass ihr selbst euch gegen solche Schikanen zu Wehr setzen könnt.

Wo könnt ihr euch informieren?

Diejenigen, die Spanisch lesen können, sollten auf den Webseiten der CNT-AIT Lokalföderation von Sevilla vorbeischauen ( http://www.cnt.es/sevilla). Dort wird ausführlich über den Arbeitskampf und die Aktionen berichtet.