Heisser Sommer

DGB-Chef droht mit "Häuserkampf"

Jetzt geht's los, denkt man unwillkürlich, wenn man die neuesten Verlautbarungen von Herrn Sommer vernommen hat. Angesichts der jüngsten Ankündigungen der designierten neuen Regierigen, den Kurs ihrer Vorgänger mit neuem Elan weiterverfolgen zu wollen, hat er noch einmal all seinen Mut zusammengenommen und droht seinerseits mit der "deutschen Arbeiterbewegung". Den geplanten Angriff auf den Flächentarifvertrag werde die nicht einfach hinnehmen. Betrieb für Betrieb wolle man sich notfalls künftig durchkämpfen, wenn die Unternehmerverbände der Meinung seien, auf die Klassenkampfverhinderungsmaschine DGB verzichten zu können.

Vermutlich ist doch so einigen die Hitze der letzten Tage zu Kopf gestiegen. Die deutsche Linke scheint seit Müntes "Kapitalismuskritik" und Lafontaines & Gysis Drohung mit einem Comeback völlig abgedreht zu sein. Die Mitinitiatorin eines "Jugendaufrufs" unter dem esoterisch-verheissungsvollen Titel "Es kommt die Zeit", Mara Neele Künkel (jd/jL), drohte in der "jungen Welt" gar mit Auswanderung, wenn WASG und PDS "es jetzt nicht gebacken bekommen", die neue Volksfront zu schmieden. Momentan kämen "viele junge Menschen" - neue Hoffnung schöpfend - "aus ihren Löchern gekrochen", wohin sie im Falle eines gescheiterten Versuches einer "neuen Linkspartei" wieder "zurück getrieben" würden. Mag ja sein, daß einige ewiggestrige Altlinke, die sich jahrzehntelang nicht trauten, aus der SPD auszutreten, nun doch noch Morgenluft wittern - die "jungen Menschen" dürften sich für alles mögliche, aber kaum für das Gezänk einiger linker Sozialstaats-Sanierer interessieren.

Nun ist es zwar nichts Neues, dass von Sommer, Gysi und Co. etwas heisse Luft abgelassen wird. Aber andererseits ist nicht zu verkennen, dass in jüngster Zeit der Klassenkampf von oben langsam aber sicher auf Widerstand von unten stösst. Nur machen die von Entlassung und Lohnklau Betroffenen dabei zunehmend die Erfahrung, daß sie für die Verteidigung ihrer Interessen die Gewerkschafts-Funktionäre kaum brauchen, ja deren Beschwichtigungspolitik sich eher hinderlich auswirkt. Zwar ist es durchaus nicht so, daß die Arbeitermassen zur Revolution blasen würden, aber allein die konsequente Verteidigung ihrer ureigensten (materiellen) Interessen könnte bei massenhafter Verbreitung für das Kapital unkalkulierbare Konsequenzen nach sich ziehen. Und das ist es, worauf die um ihren Einfluß bangenden Gewerkschaftsmanager ihre Partner auf der Arbeitgeberseite immer wieder verzweifelt hinzuweisen versuchen. Allerdings scheinen die inzwischen zu glauben, auch ohne Erfüllungsgehilfen im Gewerkschaftslager auskommen zu können. Das wird sich vermutlich als Trugschluß erweisen - bleibt zu hoffen, daß sich bis zu dieser Einsicht die Arbeitenden ihrer eigenen Kraft bewußt geworden sind und sich nicht mehr vor den Karren einer Funktionärselite spannen lassen.

Da bleibt uns nur, Frau Künkel zu wünschen, daß sie sich in irgendeins der Löcher verdrückt, die von den "jungen Menschen"gerade freigemacht worden sind. Und unserem Heißsporn Sommer möchten wir an die alte Weisheit erinnern: Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird - irgendeine Futterkrippe wird sich für verdiente Genossen auch in Zukunft finden.

Und wenn wir genauso grössenwahnsinnig wie der selbsternannte Arbeiterführer wären, würden wir ganz dreist behaupten: Häuserkampf war schon immer unser Metier! Sind wir aber nicht ...