Buchhandelskette Weiland - NEIN zum Angriff auf unsere Arbeitsbedingungen!

In mehreren Städten Norddeutschlands bahnt sich ein Arbeitskampf in Filialen der Buchhandelskette Weiland an. Der Besitzer der Kette (mehr als 20 große Filialen im ganzen Norden) möchte möglichst rückwirkend zum 1. Januar aus dem Tarifvertrag ausscheren (er ist zum 31.12.2004 aus dem Verband ausgetreten) und mittels Änderungskündigungen eine 40 Stundenwoche ohne entsprechenden Lohnausgleich, sowie die komplette Streichung aller Zuschläge in allen Betreibsteilen durchsetzen.

Betriebsräte gibt es insgesamt nur in 5 Filialen (die Läden wirtschaften nach außen hin aus steuerlichen Gründen alle unabhängig voneinander), 2 BR´s kamen auch schon ihrer Aufgabe nach, und empfahlen den KollegInnen ohne weitere Kampfmaßnahmen oder Verhandlungen mit dem Besitzer die Annahme der neuen Verträge. Die anderen 3 wollen aktiv werden.

Viel interessanter ist allerdings das Geschehen an der Basis, das wir hier dokumentieren.
Auf Initiative einiger KollegInnen, die für alle sehr überraschend kam, wurde am gestrigen Samstag als Antwort auf die Angriffe gegen Ihre Arbeitsbedingungen, folgender lesenswerter Brief an die KollegInnen in allen Filialen verteilt:

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Buchhandlungen Weiland und Deuerlich sowie der WBA!

Zuerst möchten wir uns bei euch dafür entschuldigen, dass wir uns gezwungen sehen, diesen Brief an euch anonym schreiben zu müssen. Wir sind Kolleginnen aus drei Filialen der Weiland-Kette. Wir haben uns spontan zusammengefunden, um den aktuellen dreisten Versuch von Henning Hamkens, uns zu erpressen und uns gegeneinander auszuspielen, nicht wehrlos hinzunehmen.

Wir verbleiben in der Anonymität, da wir unsere Arbeit als Buchhändlerinnen und Buchhändler in unserer Firma sehr gerne machen. Wir sind von guten und engagierten Kolleginnen und Kollegen umgeben, wie wir es von keiner anderen großen Filialbuchhandlung kennen. Diese Arbeit möchten wir nicht verlieren.

Der Hintergrund seines Briefes, der aussieht wie ein Musterschreiben der Unternehmer-Verbände und der die aktuelle Aufregung auslöste, ist, sollte es jemand von euch noch nicht erfahren haben, die beabsichtigte Einführung der 40-Stunden-Woche ohne entsprechenden Lohnausgleich. Diese soll voraussichtlich per Änderungskündigungen durchgesetzt werden.

Dieser Brief von uns ist nun eine direkte Antwort darauf. Er wird an diesem Wochenende über verschiedenste Wege (direkte Verteilung, Briefe, Faxe, und auch durch Lieferungen von mit uns befreundeten Verlagen) in alle Filialen gelangen. Er hat das Ziel, euch zu informieren: wir und die Kolleginnen und Kollegen in unseren Filialen sind fest entschlossen, die 40-Stunden-Woche zu verhindern. Wir wollen euch Mut machen und auffordern, geschlossen gegen den Angriff auf unsere Arbeitsbedingungen vorzugehen.

Wenn wir zusammenhalten und uns nicht gegeneinander ausspielen lassen, wird uns das gelingen. Sollte Henning Hamkens dies nicht kapieren, möchten wir hiermit darauf hinweisen, dass wir sehr wohl die Schwachstellen des geregelten Ablaufes in unseren Filialen kennen und durchaus in der Lage sind, uns auch aktiv zu wehren.

Wir betrachten es als eine Beleidigung unserer Intelligenz, dass jemand, der durch unsere Arbeit Millionen verdient, an uns appelliert, durch Verzicht solidarisch zu sein, um unsere Arbeitsplätze zu retten. Wir machen unsere Arbeit bisher voller Engagement und auf einem sehr hohen Niveau.
An uns liegt es keinesfalls, wenn die Gewinne nicht so hoch sind wie in den Jahren zuvor. Weshalb sollen wir also verzichten?
Wieso verkauft die Familie Hamkens nicht einfach ein paar ihrer Rennpferde oder Immobilienanteile, in welche das von uns erarbeitete Geld in den letzten Jahren investiert wurde, um, wie er schreibt, "unsere" Liquidität zu verbessern?

Was ist jetzt zu tun?

Wir wünschen uns, dass Ihr mit euren Kolleginnen und Kollegen in euren Filialen sprecht. Tauscht euch aus, redet über eure Ängste angesichts des Angriffs der Geschäftsführung. Überlegt, wie ihr euch gemeinsam wehren könnt. Informiert möglichst alle Kolleginnen und Kollegen in den anderen Filialen über unser gemeinsames NEIN zum Angriff auf unsere Arbeitsbedingungen!

Koordiniert euch, organisiert euch!

Liebe und entschlossene Grüße von uns.

Norddeutschland, 12.1.2005


Falls ihr Informationen weitergeben möchtet, oder euch direkt koordinieren möchtet, und nicht wisst wie: schreibt eine Email an weilandkoordination(a)gmx.de
Sie wird vertraulich behandelt und auf Euren Wunsch an andere interessierte Kolleginnen und Kollegen weitergeleitet.
Falls ihr Mails von anderen Kolleginnen und Kollegen weitergeleitet bekommen möchtet, um euch zu informieren was die anderen tun, könnt ihr ebenfalls eine Email an diese Adresse schicken.
Wir treten dann mit euch in Kontakt.