Prost Neujahr! DGB-Debatte über Mindestlöhne

'Löhne von 1.100 Euro brutto - das sind Gehälter, von denen man nicht leben kann.' (ver.di-Bsirske)

Genau! Warum haben ver.di und die anderen DGB-Gewerkschaften dann aber zwei Tarifverträge mit den Kapitalisten der Zeitarbeitsbranche ausgehandelt, die geringere Löhne als diese 1.100 Euro brutto vorsehen?

Im Detail:

151,67 Monatsstunden a 6,85 €/Std.-Lohn = 1.038,94 € im Westen und

899,40 € im Osten - Std.-Lohn: 5,93 € (13,5% Ostabschlag).

Nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge von durchschnittlich 21 % verbleiben im Westen 820 € und im Osten 710 €. Davon kommt dann noch die Lohnsteuer runter...

Das neue ALG II bedeutet 345 € West plus Miete/Heizung von ca. 285 € = 630 € und im Osten: 331 € plus Miete/Heizung von ca. 285 € = 616 €.


Und: wenn mensch von netto ca. 800 € nicht leben kann, wieso kann mensch dann als Erwerbsloser von seiner Arbeitslosenhilfe "leben"? Okay, Bsirske sagte "nicht leben", aber wie machen das denn die Erwerbslosen und SozialhilfeempfängerInnen?

Klar, sie "leben" nicht... auch Dank' des DGB und ver.di!


Zum Jahresauftakt befürwortet Bsirske eine Debatte über Mindestlöhne


Nach der Verschärfung der Zumutbarkeitsregeln für Langzeitarbeitslose und vor dem Hintergrund von Stundenlöhnen von weniger als fünf Euro hält der ver.di-Chef eine Diskussion über die Einführung von Mindestlöhnen in Deutschland für notwendig. Ob Mindestlöhne gesetzlich oder tariflich vereinbart würden, müsse laut Bsirske diskutiert werden. Die Vorschläge müssten aber die unterschiedlichen Situationen in den Branchen berücksichtigen.


Mit der Sozialhilfe gibt es faktisch einen Mindestlohn in Deutschland. Dieser liegt aber deutlich unter dem Niveau, das in anderen europäischen Ländern als Mindestlohn vereinbart ist.

In Branchen wie dem Gaststätten- oder Überwachungsgewerbe würden zum Teil Löhne von 1.100 Euro brutto gezahlt. Das seien Gehälter, von denen man nicht lebenkönne. "Da muss gegengesteuert werden", forderte Bsirske.

(Es sei daran erinnert, dass u.a. ver.di selbst mit den Tarifverträgen für die Leiharbeitsindustrie eben solchen Dumpinglöhnen ohne jeden Grund zugestimmt hat.)


Im DGB besteht z.Z. keine einheitliche Meinung über eine Einführung von Mindestlöhnen. Vor allem die Industriegewerkschaften hatten auf ihre Tarifautonomie verwiesen und sich gegen einen Mindestlohn ausgesprochen.