Firmen kritisieren Zeitarbeit für Arbeitslose

Die den Arbeitsämtern angegliederten Zeitarbeitsagenturen für
Arbeitslose (PSA) geraten immer mehr in die Kritik. Ihnen wird unter
anderem Lohndumping vorgeworfen.


Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände hat für Dienstag führende
Vertreter von Zeitarbeitsunternehmen eingeladen, um Forderungen wie die
Abschaffung der gerade erst eingerichteten PSAen zu besprechen. Ihnen
wird vorgeworfen, die Arbeitsamtzuschüsse in Höhe von durchschnittlich
1000 Euro pro Arbeitslosen für Lohndumping zu missbrauchen. Teilweise
würden sie Entleihfirmen nur Stundenlöhne von knapp 4 Euro berechnen.

Allerdings erhalten auch die gewerblichen Zeitarbeitsfirmen
Lohnzuschüsse für Langzeitarbeitslose. "Wenn wir uns über Subventionen
unterhalten, müssen wir uns über alle Subventionen unterhalten, die im
Arbeitsmarkt gegeben werden. Da werden Millionen ohne große Erfolge
gezahlt - das müsste komplett auf den Prüfstand", sagte Jürgen Uhlemann,
Vertreter des Bundesverbandes Zeitarbeit, der FTD.

BA spricht von Einzelfällen

Bei der Bundesanstalt für Arbeit (BA) stößt die Kritik auf wenig
Verständnis. Es handele sich bei den geschilderten Fällen mit Löhnen von
knapp 4 Euro Stundenlohn um Einzelfälle, heißt es. "Die Beweise, dass
das flächendeckend gemacht wird, stehen aus", sagte Ulrich Gawellek,
Zeitarbeitsexperte bei der BA. Er verweist auf die Lohnzuschüsse für
alle Zeitarbeitsunternehmen. "Die sind in nicht unbeträchtlicher
Größenordnung von Firmen in Anspruch genommen worden." Der Protest der
Firmen rühre deswegen eher aus dem stärkeren Wettbewerb, der mit den PSA
entstanden sei. Thomas Reitz, Geschäftsführer bei Manpower, bestätigte
der FTD, dass die Zuschüsse für die Firmen attraktiv sind. "Es gibt
Unternehmen, die sich da richtig drauf eingeschossen haben", sagte er.
Manpower habe diese Möglichkeit "vereinzelt natürlich auch ganz gerne
genommen", bevorzugt in Ostdeutschland.

Tatsächlich gab die BA dieses Jahr für rund 133.000 Langzeitarbeitslose
befristete Zuschüsse in Höhe von 868 Mio. Euro aus. Wie viele der
Langzeitarbeitslosen mit einem solchen Zuschuss zu
Zeitarbeitsunternehmen gingen, wird statistisch nicht erfasst. In der
Branche weist man nur gerne darauf hin, dass jeder Fünfte der rund
350.000 Zeitarbeiter nach einer Studie der Social Consult von 2000 zuvor
langzeitarbeitslos war.

Auftragsvergabe in der Kritik
Beim Bundesverband Zeitarbeit wird die Rolle dieser Zuschüsse als
Subvention heruntergespielt. Sie können bis zu einem Jahr gezahlt werden
und bis zu 70 Prozent des Lohnes ausmachen. Sie würden zur
Qualifizierung der schwer Vermittelbaren eingesetzt, sagte Uhlemann. Er
kritisiert zudem die Auftragsvergabe für die PSA. "Die Arbeitsämter
haben bei der Vergabe lediglich niedrige Kosten im Auge gehabt und
notwendige Erfahrung vernachlässigt. "

Derzeit haben die Arbeitsämter 671 Agenturen unter Vertrag mit Plätzen
für 30.000 Arbeitslose. Beschäftigt waren nur 6100 Arbeitslose, in einen
Job vermittelt wurden bisher 117.

Aus der FTD vom 11.8.2003, von Maike Rademaker und Meike Schreiber, Berlin