Proteste gegen Leiharbeit - Noch mehr 'Radikale' gegen PSA

Noch in den 80er Jahren bezeichneten die DGB-Gewerkschaften Leiharbeit als
Menschenhandel und organisierten Kampagnen dagegen. Heute aber ist das alles
egal. "Was geht mich mein Geschwätz von gestern an", müßten die Funktionäre
eigentlich sagen, aber so ehrlich sind sie wahrscheinlich nicht einmal sich
selbst gegenüber.

Schlimm genug, daß sie bei der Hartzschen Arbeitsmarktreform mit im Boot saßen, noch schlimmer aber, daß sie nicht einmal jetzt begreifen, daß sie da über etwas verhandeln, was massiv die Basis der gewerkschaftlichen Organisierung in den Betrieben angreift, die Belegschaften spaltet und die Kampfkraft lähmt.

Aber was soll man von eier Gewerkschaft erwarten, deren Kader (hier ist
es ist wichtig zwischen Funktionären und Basis zu unterscheiden) oft genug eher
Co-Management als Gewerkschaftsarbeit machen, die Arbeitskämpfe nicht selten
eher befriedet als auskämpft?




Mit den Tarifverhandlungen füllen sie jetzt eine entscheidende Lücke in den
Hartz-Gesetzen, die das Ganze Konzept mit "PSA`s" und Leiharbeitsfirmen als
ERsatz für die Arbeitsämter in Frage stellen würde. Zugleich stellt die DGB-Gewerkschaften
einen wichtigen Grundsatz infrage, der bisher immer Grundesatz ihrer Arbeit
war: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Immerhin regt sich die leider noch etwas
zarte Pflanze des sozialen Protests, getragen von Basisgewerkschaftlern aus
dem DGB und der FAU. in Hanover, Frankfurt und Berlin gab es schon Ende Januar/Anfang
Februar Proteste anläßlich der Tarifverhandlungen.

In Frankfurt/Main mußten diese sogar aufgrund des beherzten Auftretens der
dortigen GenossInnen für 3 Stunden unterbrochen werden. Gestern und heute tagten
die Damen und Herren wieder in Berlin. Gestern empfingen 25 Leute, vorrangig
aus DGB-gewerkschaftlichen Erwerbslosenstrukturen die Verhandler, die allerdings
nicht kamen. Der DGB-Vorsitzende Sommer, der widerum für einen kleinen Smalltalk
zur Verfügung stand erklärte dazu, daß die Arbeitgeber Angst hätten, da in Frankfurt/Main
"Anarchisten" die Verhandlungen gestört hätten, weshalb sie nun an einem unbekanten
Ort stattfänden. Bei aller Basisnähe schien Herr Sommer es übrigens nötig zu
haben, sich mit Bodygards und Polizei vor den eigenen Mitgliedern schützen zu
lassen. Die heutige kleine Protestaktion, anläßlich der Pressekonferenz zum
selben Thema war vorrangig von der berliner FAU getragen.

Widerum nur 20 Leute, die aber zumindest auf die Verhandler einen gewissen
Eindruck zu machen schienen. Wenn der Zuruf eines aus dem Haus kommenden Gewerkschaftslinken
stimmt, hatten sie sogar Angst vor den Leuten mit den schwarzroten Fahnen und
dem Transparent mit der Aufschrift: "Arbeitszwang? Niedriglohn? Leiharbeit?
KLASSENKAMPF!
". Einen Hinweis in diese Richtung gaben auch die Verschlossenen
Türen im inneren des Gebäudes und die drinnen postierten Wachschützer. Freundlicherweise
kam aber auch ein Angebot zum Dialog, das aber ausgeschlagen wurde. Ohne Kamera
hätte dass auch keinen Sinn, denn schöne Worte sind nur zu etwas nütze, wenn
sie auch ordentlich dokumentiert sind.

Fazit: Die Aktionen waren zu klein und zu kraftlos, als daß sie wirklich großes
bewegen könnten. Trotzdem waren sie kein Mißerfolg. Da die Termine extrem kurzfristig
waren, war es unmöglich breiter für die Aktionen zu werben, die deshalb mehr
oder weniger zum Familientreffen der schon Aktiven wurden. In Zukunft wird es
darauf ankommen, den Widerstand gegen die Zumutungen, die uns auf dem Arbeitsmarkt
entgegenkommen zu verbreitern und das nicht nur auf Protestversammlungen und
Bündnistreffen. So wichtig es ist, den Widerstand auf der Straße zu zeigen,
so wichtig ist es auch, ihn im Alltag zu leben.

Wird man in eine PSA gedrängt und zur Zeitarbeit gezwungen sollte man langsam
Arbeiten, schlechte Qualität abliefern und sich dabei wenn möglich mit den Kollegen
absprechen. Das gilt natürlich auch für die anderen Niedriglohnjobs, wo man
ebenfalls der schlechten Bezahlung angemessene Leistungen erbringen sollte.
Im Alltag gibt es diese Widerstandformen natürlich schon.

Wenn es möglich ist, sie mit radikalen gewerkschaftlichen Aktivitäten zu verknüpfen
und von individuellen zu kollektiven Widerstandsformen zu schreiten, läßt sich
viel gewinnen. Revolutionäre Gewerkschaften aufbauen! mehr infos gibts beim:Berliner
Anti-Hartz-Bündnis", bei labournet, der Seite der Gewerkschaftslinken (die haben
den tollen alten Aufkleber der IG Bau gegen Leiharbeit digitalisiert auf ihrer
Seite - sollte man runterladen und verbreiten), und natürlich bei der FAU.