Nicht mal aufs Klo: Leiharbeiter bei VWN Hannover-Stöcken im Hungerstreik

Auf dem Parkplatz gegenüber dem Werkstor 3 bei VW Nutzfahrzeuge Hannover-Stöcken stehen Zelte. In einer Tonne brennen Holzscheite, an denen sich die Kollegen wärmen. Heute spielte zwar die Sonne mit, aber nachts wird es kalt. Die Leiharbeiter bei VW Nutzfahrzeuge Hannover-Stöcken sind in den Hungerstreik getreten.

Gestern rollte die Meldung bundesweit durch die Medien. Heute gab sich gleich eine ganze Reihe von VertreterInnen der Presse die Klinke in die Hand, auch Parteien wie DIE LINKE und die MLPD fehlten nicht. Sogar Vertrauensleute der IG Metall aus anderen Werken hätten den Weg nach Stöcken gefunden.


Foto: Leiharbeiter im Hungerstreik, VWN Stöcken, 29. März 2009

Hier harren seit Freitag Nachmittag Kollegen aus, die die Kündigung ihrer Verträge zum 31. März nicht kampflos hinnehmen wollen. Sie sind in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Verweigerten zunächst drei der insgesamt 213 betroffenen LeiharbeiterInnen die Nahrungsaufnahme, waren es heute schon fünf. Am Montag sollen ihnen weitere fünf Kollegen folgen. Doch erste gesundheitliche Beeinträchtigungen sind zu verzeichnen: die Kollegen sind sichtlich geschwächt, für einen Kollegen musste gar der Rettungswagen gerufen werden - sein Blutzucker war in den Keller gerutscht.

Die vor den Zelten ausharrenden Kollegen berichten, dass sie die Miettoilette nebenan selbst aufstellen lassen mussten. Den Zutritt zur Toilette hatte ihnen der Werksschutz verwehrt, obwohl sie über gültige Werksausweise bis zum 31. März verfügen. Die 200 Euro fürs Klo mussten sie aus eigener Tasche bezahlen.

Noch so kleine Gesten bringen hier mehr als Worte: Ein Vertreter der FAU-Hannover brachte den Kollegen Wasser mit statt sie nur mit Worten der Solidarität aufzumuntern.

Von Betriebsrat oder IG Metall- Apparat hätte sich bisher niemand blicken lassen. Viel zu lange hätte man ihnen gepredigt, nur keine Protestaktionen zu machen. Nun sehe man, wo das hinführe: Sie sitzen auf der Straße. Aber sie geben nicht auf. Alles haben sie selbst organisiert, ihre Gewerkschaft, die IG Metall, hat keinen Finger für sie gerührt. Jetzt wollen sie Angebote.

Nandor Pouget (FAU-Hannover)


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