Der heilige Stuhl des Ole von Beust

Es ist ja allseits bekannt, dass der Teufel immer auf den größten Haufen scheißt. Nun, wer gedacht hat, dass dies in Hamburg anders wäre, der hat sich getäuscht. Unser allerchristlichster blonder Erster Bürgermeister bricht das alte bourgeoise Recht, 1200 Jahre lang keine Kirchenstaatsverträge zu haben. Die notorisch bankrotte Stadt (zumindest was Sozialleistungen angeht) schenkt den beiden Kirchen kurzerhand jährlich 4,5 Millionen Euro plus weitere Vergünstigen. Von 1909 stammt der Konflikt mit der Kirche (noch unter kaiserlicher Obhut), als der Senat das Gemälde eines niedergeknieten Hamburgs vor dem Bischofsdeserteur Ansgar, dem (h)eiligen „Apostel des Nordens“, übermalen ließ. Seit dessen armseliger Flucht vor dem ersten Touristenansturm auf seine Hammaburg durch einige metsaufende Wikinger im Jahre 845 (ausgerechnet nach Bremen!), kniet nun der blauäugige arische Ole vor dem Stellvertreter des Christus-Doubles Ratte Ratzinger, genannt Benedikt VI., nieder. Obwohl sein rechtspopulistischer Ex-Innensenator Ronald Barnabas Schill hauthals 2003 geschichtsbewußt erklärt hatte: „Ein Hamburger kniet vor niemanden nieder, auch nicht vor der Kirche”.

Beim Barte des Propheten, Ole füttert die Tröge des Teufels Kirche auf unsere Kosten!

Bilderrätsel: Wo ist der heilige Stuhl und wo der Arsch?

Per Gesetz hat der Hamburger Senat seinen Staatsvertrag mit dem Heiligen Stuhl zum 6. Juni 2006 verkündet. Nicht, daß es uns verwundert, daß dieses Gesetz gegen die Trennung von Kirche und Staat verstößt; auch nicht, daß dieser Wisch ebenso in italienischer (statt in lateinischer!) Sprache rechtsverbindlich gültig ist; weder, daß er die Religionsfreiheit gewährt (steht schon im Grundgesetz); kaum, daß er den „Sonntags- und Feiertagsschutz” gewährleistet; eher schon, daß er die „collaborazione” zwischen dem Erzbischof und dem Ersten Bürgermeister zur „Vertiefung“ ihrer regelmäßigen „Beziehungen” bestätigt, beide um „Stellung zu nehmen” bemüht sind und Fragen zu besprechen, die „sie gegenseitig und unmittelbar berühren”; noch viel mehr jedoch, daß dem Heiligen Stuhl, vertreten durch seinen Apostolischen Nuntius in Deutschland, Dr. Erwin Josef Ender, seines Zeichens auch noch Titularerzbischof von Germania in Numidien, durch die Città Libera e Anseatica di Amburgo, via unseren Primo Borgomastro Ole von Beust, das Recht auf „kostengünstige staatseigene Grundstücke” bei der „Erschließung neuer Stadtteile und Aufsiedlung neuer Gebiete” zu Verfügung gestellt wird; ebensowenig, daß sie von ihren Schäflein über die Finanzämter Kirchensteuern eintreiben dürfen (gegen eine kleine Gebühr für den Stadtsäckel, versteht sich), dagegen haben wir kaum etwas einzuwenden.
Was uns wirklich auf die Palme treibt, ist die Präambel dieses Gesetzes zum Kirchenstaatsvertrag: Hamburg anerkennt „die Fortgeltung des Konkordates zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich vom 20. Juli 1933 und in Würdigung des Vertrages des Freistaates Preußen vom 14. Juni 1929“. Während der oberkriminelle fundamentalistische Haßprediger, Ketzermörder und Hexenverbrenner nicht mehr auf der Erbringung von Diözesandotationen nach dem Preußen-Vertrag besteht (Hamburg zahlte seit 1937 ohnehin nicht mehr), bekommen wir nun in Hamburg endlich wieder katholischen Religionsunterricht an den Schulen (für die zugezogenen 10% Pfaffen-anbeter/innen), den die Stadt auch noch bezahlt. Das Verbot der politischen Betätigung von Geistlichen und Ordensleuten soll auch nicht mehr angewandt werden, jetzt können sie endlich die CSU Hamburg gründen.
Ole von Beust anerkennt also ein Nazi- und ein Preußen-Konkordate und erlaubt darüber hinaus den berufsnotorischen Kinderschändern und Ablaßpredigern, ihre Gottespest und Gehorsam-vor-der-Obrigkeit-Belehrungen (getarnt als „christliche Nächstenliebe“ als da wären Anti-Abtreibungs-Kampagnen und klerikale Suppenküchen) jetzt stadtstaatweit betreiben zu dürfen, endlich staatlich gefördert, mit den Steuergeldern des gemeinen heidnischen Pöbels bezahlt, von uns also! Welch’ ekelhafte Kapitulation bürgerlichen Selbstbewußtseins. Zugestimmt hat die Mehrheit aller Fraktionen, der Fraktionszwang war aufgehoben worden. Da haben selbst die GAL-Grünen mitgemacht, aber das sind ja ohnehin nur Ex-Kommunisten. Der populistische Stinkstiefel Schill war erklärtermaßen gegen diesen klerikalen Staatsvertrag, vielleicht hat ihm Ole deshalb was auf’s Maul gehauen und aus seinem Kabinett geschmissen. Wohl kaum deshalb, weil er zu rechtslastig war, er war bloß kirchenfeindlich, also Kusch! - und weg mit ihm!
Und die Moral von der Geschicht’? Die Reichen sollen reicher werden, besonders die stinkreiche, erzreaktionäre katholische Kirche. Die Armen sollen vor den geschlossenen Hamburgischen Stadttoren betteln und sich in Demut für die Barmherzigkeit der Armenfürsorge den Reichen gegenüber reuig zeigen; der Staatstadt hat nur noch Kohle für HafenCity, Olympia-Bewerbung und die Ansiedlung weiter Katholen übrig. Aufmüpfigen Arbeitern und Bauern drehen sie den Hals um, falls sie rebellieren. Da sind sich dann die päpstlichen Katholen und die evangelisch-lutherischen Spießgesell/innen wieder einige, immer feste druff!

Heiliger Stuhlgang, Erbarmen! Setzt auf’s Klosterdach den Roten Hahn!

Florian Geyer, FAU Hamburg



Bilderrätsel: Wo ist der heilige Stuhl und wo der Arsch?

1) Das Preußenkonkordat von 1929 gilt deshalb für Teile von Hamburg nach, weil 1937 durch das Groß-Hamburg-Gesetz der FreitstaatPreußen Gebiete an die Freie und Hansestadt Hamburg abtreten mußte
2) Das Nazi-Reichkonkordat mit dem Heiligen Stuhl vom 20.7.1933 ist auch heute noch für die Bundesrepublik Deutschland gültig (Bundesverfassungsgerichtsurteil vom 26.03.1957)