Faschismus und soziale Frage

Lehren aus der Geschichte und Erfahrungen der Gegenwart. Vortrag und Diskussion mit Karl-Heinz Roth

Der Faschismus kehrt trotz seiner katastrophalen Vorgeschichte in die Mitte der Gesellschaft zurück. Ein wesentliche Rolle bei dieser Entwicklung spielt die so genannte „sozialen Frage“, die zunehmend in den Brennpunkt des Geschehens rückt. Immer größere Gesellschaftsgruppen verarmen, verlieren ihre sozialen Sicherheiten und werden ausgegrenzt. In dem Maße, wie sich ein Großteil der politischen Linken aus deren Lebenswelten verabschiedet, entdecken die neuen Nazis das Potential, was für sie in dieser Frage liegt. Wie ist das zu erklären, und welche Folgen hat das für uns? Anhand historischer und aktueller Entwicklungen wird der Referent diesen Fragestellungen nachgehen und dabei auch die Situation in Sachsen-Anhalt mit anderen Regionen vergleichen.

Der Referent des Abends ist Historiker bei der Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts in Bremen und hat sich wissenschaftlich mit Problemen der Faschismusanalyse beschäftigt. Er ist aber auch seit den 1960er Jahren politisch aktiv und war zwei Jahrzehnte lang im „sozialen Brennpunkt“ einer Großstadt ärztlich tätig.
Karl Heinz Roth gelang es auch immer wieder, in der Linken Diskussionsprozesse anzustoßen. 1974 setzte er mit dem Buch „Die ‚andere’ Arbeiterbewegung“ neue Akzente mit einer Geschichtsschreibung „von unten“, als er den Widerstand der ArbeiterInnen gegen Fabrikalltag und Repression abseits der „offiziellen“ Betrachtungen der großen Arbeiterparteien in den Mittelpunkt seiner Untersuchungen stellte. 1993 löste sein Vortrag über „Die Wiederkehr der Proletarität und die Angst der Linken“ noch einmal eine Debatte um die „soziale Frage“, dessen Fragestellungen heute aktueller denn je sind.

Freitag, 16.3.07, 19.00 Uhr, Feuerwache, Halberstädter Str. 140, Magdeburg-Sudenburg