Griechenland nach dem Generalstreik vom 14.12.

Nazi-Schläger greifen unabhängiges Gewerkschaftslokal an

Ziel eines Naziangriffs mit Molotowcocktails wurde in der Nacht zum 15.12.2017 das unabhängige Gewerkschaftslokal in Ioánnina/Westgriechenland. Ihren Sitz haben dort die anarchosyndikalistische Freie Gewerkschaftsunion (ESE) und die Initiative Stopp den Diebstahl der Bosse. Im Eingangsbereich und an der Frontseite des Gebäudes kam es zu leichten Sachschäden. Zur Zeit des Angriffs in den frühen Morgenstunden befand sich niemand im Gewerkschaftslokal.

Wie die ESE - Ioánnina in ihrer Presseerklärung vom 15.12. schreibt, steht der Angriff in direktem Zusammenhang mit dem Arbeitskampf bei MARKET IN und der Blockade des Supermarktes am Vortag. Im Rahmen des Generalstreiks vom 14.12. gegen die Arbeitnehmer*innenfeindliche neue Arbeitsgesetzgebung der Syriza - Anel - Regierung hatten Gewerkschafter*innen der ESE und solidarische Genoss*innen den Supermarkt mit Streikposten blockiert. Dabei waren sie wiederholt mit Pöbeleien und körperlichen Drohungen der angestellten Schläger des Chefs konfrontiert, was sie nicht daran hinderte die Geschäftsblockade gemeinsam mit streikenden Angestellten durchzusetzen.
Wie die ESE weiterhin schreibt hätten die "Nazischläger von Chrysí Avgí" schnell verstanden, dass sie gegen die Streikposten nichts ausrichten können. Weshalb sie, "nach Aufforderung durch den Arbeitgeber," eine ihnen näherliegende Aktionsform wählten, nämlich "nachts ein leeres Gebäude mit Brandsätzen anzugreifen", um alle Unterstützer*innen des Arbeitskampfes bei MARKET IN einzuschüchtern.

Aus der Erklärung der ESE - Ioánnina:

"Es wird immer deutlicher wie die Bosse die Auseinandersetzung mit den Arbeitenden verstehen und führen. Zuerst wird Gewalt ausgeübt, indem Löhne nicht bezahlt und Angestellte entlassen werden. Nützt das nichts, greifen sie zum Mittel der Repression durch MAT-Sondereinsatzkommandos der Polizei und staatlichen Terror. In der Folge übernehmen die Gerichte mit Anklageschriften gegen die Kämpfenden. Wenn letztendlich all das nichts nützt kommen die Einschüchterungen, die Drohungen und die Angriffe durch bekannte Schläger. Die Arbeiter und Arbeiterinnen haben sich von all dem noch nie einschüchtern lassen. Im Gegenteil, durch solche Aktivitäten fallen schlicht die demokratischen Masken und der Klassenkampf, der so oder so an jedem Arbeitsplatz und auf der Straße tobt, wird weiter angeheizt.
Wir können den Angriff nicht losgelöst von der bestehenden Situation betrachten. Es ist genau der Moment, in dem das Kapital und die linken Verwalter des Staates neue Angriffe auf die Arbeitenden starten und versuchen, den Betriebs- und Basisgewerkschaften die Möglichkeit zu nehmen Streiks auszurufen. Nachdem sie Löhne und Erungenschaften der Arbeitnehmer*innen geschleift haben, nachdem sie die Arbeiterklasse gezwungen haben unter Sklavenbedingungen zu arbeiten, ohne Absicherung und ohne feste Arbeitszeiten, konnten sie eigentlich nur noch versuchen, gewerkschaftliche Aktivitäten zu verhindern. Sie planen Versammlungen zu verbieten, Blockaden zu verbieten, Streiks unmöglich zu machen. Und sie versuchen dies mit allen Mitteln zu erreichen.
Nun, unter diesen Umständen sehen wir keinen anderen Weg. Wir werden auf die Angriffe des Staates und der Bosse mit allen Mitteln antworten!"

ESE-Ioánnina, 15.12.2017

Auf Grund der Vorfälle in Ioánnina zerschlugen "Individuen mit Hammer" in der Nacht auf den 22.12. die Schaufensterscheiben einer Filiale von MARKET IN in Thessaloníki.
Am 23.12. informierte das "Anarchistische Plenum Pátras" die Kund*innen und Angestellten einer MARKET IN Filiale in Pátras mit Transparenten und Flugblättern über den Arbeitskampf in Ioánnina.
Ebenfalls am 23.12. informierte die ESE-Thessaloníki die Kund*innen und Angestellten vor drei MARKET IN Filialen in Thessaloníki.
Anarchisten und Anarchistinnen zerschlugen am Abend des 24.12. die Schaufenster von neun MARKET IN Filialen in Athen um ihre Verbundenheit mit dem Arbeitskampf in Ioannina zu bekunden.