"Es hat sich alles zugunsten der Aufständischen verändert!"

Aus der DA 192

Zwei Monate nach dem Polizeimord an dem 15jährigen Schüler Aléxandros Grigorópoulos in Athen und dem darauf folgenden Aufstand, führte Ralf Dreis ein Interview mit Genossen und Genossinnen der Antiautoritären Bewegung Thessaloníki. Das in der neusten Ausgabe der Zeitung Direkte Aktion ausschnittweise veröffentlichte Interview kann hier in voller Länge gelesen werden.

DA: Hallo, erklärt doch kurz was die Antiautoritäre Bewegung (AK) ist und auch den strukturellen Aufbau der Organisation.

AK: Die AK ist keine Organisation. Wir haben uns in den Kämpfen der Antiglobalisierungsbewegung herausgebildet. Durch unserer Teilnahme an den Mobilisierungen in Amsterdam 1997, gegen den Clinton Besuch in Athen 1999, in Prag 2000 und Genua 2001, bauten wir ein griechenlandweites Netz offener Plena auf, mit dem Ziel, eine Kampagne gegen den EU-Gipfel in Thessaloníki 2003 durchzuführen. Diese Kampagne lief ein Jahr, ihr Höhepunkt war die Besetzung der Universität, das Widerstandsfestival, die Demos und nicht zuletzt der Angriff auf die MAT-Einheiten (wie SEK d.Ü.) an der „Roten Zone“. Die Erfahrungen, die wir aus dem Prozess mitnahmen, die Masse an Leuten, aber auch die Vorstellung unserer zukünftigen Möglichkeiten, nutzten wir zur Schaffung eines stabilen Netzwerks unabhängiger Plena mit landesweiter Reichweite, die unter dem Namen AK ihre Aktionen miteinander koordinieren und gemeinsame Initiativen starten. Charakteristisch für die AK ist, dass sie nicht nur aus AnarchistInnen besteht, aber über eine antiautoritäre Struktur und antihierarchische Entscheidungsfindungsprozesse verfügt. Uns geht es nicht um die Eroberung der Macht. In allen Kämpfen, an denen wir uns beteiligen, fördern wir die Entscheidungsfindung mittels direkter Demokratie. Die AK hat aktiv an vielfältigen Kämpfen von Streikenden, Werktätigen, Studierenden, MigrantInnen teilgenommen, hat sich an Bürgerkomitees beteiligt, Gefangene und ihre Angehörigen unterstützt, war an Bewegungen gegen staatliche Repression und Kämpfen für die Freiheit und gegen die ökologische Zerstörung beteiligt. Wir entscheiden uns immer für die Form offener, direktdemokratischer Versammlungen, in die wir uns als Einzelpersonen eingliedern. Das heißt, die AK existiert um sich in Ereignissen die unsere Größe übersteigen aufzulösen, und nicht damit alle anderen zu AK werden.

DA: Nach dem Aufstand im Dezember hat sich die Situation in Griechenland, soweit wir es beurteilen können, nach und nach beruhigt. Seit Februar hören wir nichts mehr. Ist es so ruhig oder gärt es noch und von Aktionen wird einfach nicht berichtet?

AK: Genau so ist es. Das was alle Welt durch die Bilder der Auseinandersetzungen, die in den Massenmedien gezeigt wurden, mitbekam, hat drei bis fünf Tage gedauert. Was eine viel größere Bedeutung als die Revolte selbst hat - die bricht von ganz alleine aus ohne jemand um Erlaubnis zu fragen - ist, dass die Charakteristika der Revolte tatsächlich systemfeindlich, bullenfeindlich und antiautoritär waren und hunderttausende Menschen umfasste, die mit Gewalt oder gewaltfrei auf die Straße gingen. Diese Charakteristika sind das Ergebnis der „Impfung“ der griechischen Gesellschaft durch die Worte und Taten der anarchistischen/antiautoritären Bewegung seit 1974 (Sturz der Militärjunta d.Ü.). Wir sind absolut sicher, und das macht alles noch positiver, dass nach dem Aufstand nichts mehr so sein wird wie zuvor. Weder für das System, noch für die Gesellschaft und schon gar nicht für die Bewegung. Wir würden sagen, dass sich alles zugunsten der Aufständischen verändert hat. Das wichtigste, und das haben bisher nur wenige erkannt, ist, dass die gesamte Gesellschaft während des Aufstands zum ersten Mal ihre Augen und hauptsächlich ihre Ohren tatsächlich den AnarchistInnen/Antiautoritären zugewandt hatte. Der Beweis sind hunderte Besetzungen öffentlicher Gebäude - für einen Tag oder einen Monat - die bis heute tagtäglich stattfinden, die Volks- und Vollversammlungen in den Universitäten, den Stadtvierteln, den Komitees und natürlich die massenhafte Beteiligung und die Frische, die eine ganze Generation 15jähriger der Bewegung geschenkt hat. Dass nichts mehr ist wie zuvor, konnten wir auch am einzigartig brutalen Säureanschlag, der von Arbeitgeberseite geschickten Schläger, auf die Syndikalistin Konstantina Kouneva sehen, und vor allem an den Kämpfen, die erst nach dem Aufstand begannen. Die Bauern blockierten die Nationalstraßen, um - wie fast jedes Jahr - gegen die staatliche Landwirtschaftspolitik zu demonstrieren. Obwohl sich ihr Kampf einzig um ihre Sonderrechte dreht und die Forderungen sich zum Teil gegen die restliche Gesellschaft richten, zeigten sie doch erstmals die Neigung sich der Bevormundung durch die Parteien - insbesondere der KKE (KP-Griechenland d.Ü.) - zu entziehen. In nie gesehener Weise lieferten sie sich im Hafen von Piräus zwei Tage lang Auseinandersetzungen mit den MAT-Einheiten, als diese sie an einer Traktordemonstration durch Athen hinderten. Das bemerkenswerteste was momentan in Richtung gesellschaftlicher Befreiung stattfindet, ist jedoch der Kampf um einen Park im Athener Stadtteil Kypséli. Dort, in einem der zubetoniertesten Viertel Athens, ließ die Stadt am 02.02. um vier Uhr früh mit Bulldozern unter dem Schutz von MAT-Einheiten 45 Bäume im einzigen kleinen Park weit und breit fällen. Die Herrschenden der Stadt, die in den Weihnachtsferien MAT zum Schutz des Plastikweihnachtsbaum auf dem Sýndagma-Platz abstellten, damit er nicht von Anarchisten abgefackelt würde, schickten nun Bullen um die Stümpfe der gefällten Bäume zu bewachen. Dies und die Tatsache, dass an Stelle des Parks ein fünf Stockwerke in die Erde reichendes Parkhaus gebaut werden soll, erregte wilde Empörung bei den AnwohnerInnen. Mit Hilfe vieler AnarchistInnen und Linksradikaler griffen sie die Bullen an, besetzten den Park und schafften es mit Versammlungen, Kundgebungen, Konzerten, Fahrraddemos, Baumpflanzaktionen und Straßenschlachten vor dem Rathaus, einen Baustopp zu erzwingen. Ziel ist die endgültige Verhinderung des Bauvorhabens und die Wiederbegrünung des Parks.

DA: Anderes Thema. Nach dem Mordanschlag auf Konstantina Kouneva entwickelte sich eine große Solidaritätsbewegung, vor allem in Griechenland, aber auch anderswo. Wie ist ihre gesundheitliche Lage momentan?

AK: In der Nacht zum 23. Dez. lauerten ihr vier Männer in grauen Uniformen auf, schütteten ihr Vitriol-Säure ins Gesicht und zwangen sie das Zeug zu schlucken. Sie wird für immer ein entstelltes Gesicht haben, ist auf einem Auge blind, und ihre Stimmbänder und die Speiseröhre wurden durch die Säure zerstört. Sie wird wohl nie wieder sprechen können (sie erlernt es gerade neu d.Ü.) und noch ist auf Grund der Schädigung ihrer inneren Organe unklar, ob sie jemals wieder normal wird essen können, oder ob sie für immer über Schläuche künstlich ernährt werden muss. Die sie betreuende Psychiaterin Katerína Mátsa betont, dass es ein Mordanschlag war. „Sie zwangen sie Säure zu schlucken, sie sollte sterben.“ Sie ist überzeugt, dass Konstantina „nur auf Grund ihrer Stärke überlebt hat“. Mittlerweile hat sich ihr Gesundheitszustand verbessert. Die Transplantation lebenswichtiger Organe hat erfolgreich begonnen und es herrscht Zuversicht, dass ihre Gesundheit - speziell wegen ihrer psychischen Kraft - letztendlich zu einem großen Teil wiederhergestellt werden kann.
Wir müssen betonen, dass die Hauttransplantationen im Gesicht und die Transplantationen innerer Organe unendlich viel Geld kosten, das von der Bewegung durch Spenden und Solidaritätsveranstaltungen aufgebracht wird.

DA: Was geschieht momentan, auch von eurer Seite aus?

AK: Konstantina hat ihr Bewusstsein wiedererlangt und „kommuniziert“ mit ihren FreundInnen. Sie ist die tapferste und mutigste Frau in Griechenland und hat versichert den Kampf fortzusetzen sobald sie das Krankenhaus verlässt.
Der Anschlag auf Konstantina hat das im Bereich der Lohnarbeit herrschende mittelalterliche Regime ins Scheinwerferlicht gerückt. Der Staat hat sich aus seiner Rolle als regelnde Kraft des Produktionsprozesses herausgezogen. Die Arbeitnehmer schuften in Unternehmen ohne Rechte, ohne geregelte Arbeitszeiten, ohne Freiheiten. Die Arbeitgeber erhalten öffentliche Aufträge mit horrenden Vergütungen und bezahlen Hungerlöhne. Arbeitnehmer die sich gewerkschaftlich organisieren werden entweder entlassen oder terrorisiert und jetzt fangen sie an sie auch zu ermorden. Man könnte sagen, was Konstantina angetan wurde, vermittelt ein Bild der Zukunft, mit Sklaven-Arbeitern, die von Arbeitgebern und organisiertem Verbrechen Hand in Hand, unter Kontrolle gehalten werden. Also ein Bildausschnitt aus der Zukunft der gleichzeitig aus der Vergangenheit kommt.
Die Solidaritätsbewegung hat vom ersten Moment an unterschieden zwischen den ausführenden Tätern und den Anstiftern dieses Verbrechens. Die ausführenden Mörder sind das Unternehmen OIKOMET, der Arbeitgeber Konstantinas und 2.000 anderer LeiharbeiterInnen, und ihre mafiösen Handlanger. Die Anstifter sind die staatstragenden Gewerkschaften, mit ihrer Zustimmung zur Durchsetzung feudalistischer Arbeitsgesetze in den Unternehmen und zum legalen Sklavenhandel von Arbeitnehmern. Deshalb zielten und zielen alle politischen Aktionen, Besetzungen, Sabotageakte auf diese Verantwortlichen. Momentan findet z.B. ein Kampf zur Aufhebung der Verträge zwischen OIKOMET und der Universität Thessaloníki statt. OIKOMET erhält allein für die Reinigung der Universität 7 Millionen Euro jährlich, und bezahlt seinen Reinigungskräften 700 Euro (brutto) im Monat. Was die Bullen betrifft, die haben die Ermittlungen eingestellt (ohne ermittelt zu haben) und behaupten das Verbrechen sei eine Beziehungstat - ohne allerdings auch nur das geringste Indiz oder einen Verdächtigen benennen zu können.

DA: Wie hat die GSEE, der Gewerkschaftsdachverband, auf die Besetzung der Arbeiterzentren reagiert?

AK: Ja, das ist auch so ein Punkt wo der Dezember-Aufstand tatsächlich seine Spuren hinterlassen hat. In ganz Griechenland wurden dutzende Gebäude der GSEE für Tage oder Wochen besetzt. Schon die Vorstellung solche Aktionen in der Zeit vor dem Aufstand durchzuführen, wäre uns unmöglich, wenn nicht gar lachhaft erschienen. Hätten wir sie trotzdem durchgeführt, wären wir sicher mit gewalttätigen Reaktionen von Seiten der Gewerkschaftsbosse und auf jeden Fall von denjenigen, die der KKE angehören, konfrontiert gewesen. Was jedoch unter dem Gewicht der breiten gesellschaftlichen Zustimmung und allgemeinen Anteilnahme, auch der Teilnahme von ArbeiterInnen, unmöglich war. Die hauptsächliche Ursache hierfür ist, dass sich die ArbeiterInnen, dass sich eigentlich alle, vor der systematischen, dauerhaften Unterwürfigkeit der staatstragenden Gewerkschaften angeekelt fühlen. Absolut bezeichnend ist die Haltung der GSEE im Fall Kouneva. Alle ArbeiterInnen, die ganze Bewegung und sehr viele Journalisten sprechen ganz klar von einem Mordanschlag der von Arbeitgeberseite beauftragten Schläger. Die GSEE hingegen versteckt sich hinter der Behauptung der Polizei, dass es nicht klar sei ob es sich um einen Fall mit „gewerkschaftlichem Hintergrund“ handele. Ihr Begründung dafür ist, dass wir uns hier in Griechenland befänden und „nicht in Kolumbien, wo Morde an Gewerkschaftern eine Tatsache“ sei.

DA: Gibt es in dem Zusammenhang Bestrebungen unabhängige, radikale Betriebsgruppen oder Gewerkschaften zu gründen? In Deutschland war etwas über Syndikate im Bildungsbereich und bei Medienschaffenden zu hören.

AK: Na klar! Solche Bestrebungen gibt es schon länger und die werden natürlich fortgesetzt. Leider wurden sie bisher nicht von der breiten Masse der Arbeiterschaft aufgegriffen. Es gibt das Problem, dass diese Syndikate sich als gewerkschaftliche Gruppen verstehen, die zugleich als politische Gruppen wirken, was ihre gesamtgesellschaftliche Ausrichtung einschränkt. So gibt es außer den an Parteien orientierten Syndikaten, auch linksradikale und den aus anarchosyndikalistischer Sicht bedeutendsten Ansatz der anarchosyndikalistischen ESE. Sie sollten sich jedoch auch für Arbeitnehmer öffnen, die keine Linksradikale oder AnarchosyndikalistInnen sind. Der Punkt ist - und möglicherweise nehmen die auf Grund der Ereignisse gerade Gestalt an - das es mehr Berufsvereinigungen „von unten“, also über schon „politisierte“ Leute hinausgehende Syndikate, für alle Interessierten geben müsste. Momentan werden es tatsächlich mehr. Beispielhaft ist das Syndikat der Reinigungskräfte und Haushaltshilfen im Großraum Athen, in dem Kouneva organisiert ist, aber natürlich auch der Bildungsbereich. In einigen dieser Syndikate könnte es auch zu weitergehenden Infragestellungen kommen, den institutionellen Sinn und Zweck und die Zielrichtung gewerkschaftlicher Arbeit betreffend. So ist es im Bildungsbereich immens wichtig eine Neubestimmung des Bildungsauftrags und der Inhalte der vermittelten Bildung vorzunehmen. Etwas, was unserer Meinung nach im Bereich des Journalismus schon ansatzweise gelungen ist. Die anhaltende Kritik von MedienarbeiterInnen, gerade an der staatstragenden Rolle der Massenmedien, hat in der Gesellschaft und auch in der Szene zu einer Neubewertung des Journalismus geführt. Die Demoparole „Penner, Spitzel, Journalisten“ der 80er und 90er Jahre ist weitgehend überholt, da es nunmehr „kämpfende“ JournalistInnen gibt, die ihre Haltung mit Verhaftungen und Verletzungen bezahlen. Ein Wandel, den kämpferische Mediensyndikate erreichten, die den Unterschied zwischen den Starjournalisten, den FernsehansagerInnen, und dem Niedriglohn-Medienarbeiter der gedruckten - oder Online-Presse verdeutlichten.

DA: Trotz der Fortschritte, wie gedenkt ihr das Problem zu lösen, dass die große Mehrheit der Arbeiterklasse eure Kämpfe bestenfalls passiv verfolgt, anstatt aktiv Stellung zu beziehen?

AK: Das ist ein schwieriges Thema. Schon allein die Art und Weise wie du die Frage stellst zeigt, dass ein großes Problem existiert. Und zwar deshalb, weil in dem Moment wo es nur „unsere Kämpfe“ sind, die Arbeiterklasse ganz klar desinteressiert sein wird. Nur dann, wenn es auch „ihre Kämpfe“ sind, besteht die Möglichkeit auf eine positive Entwicklung. Wenn etwas außer der Teilnahme an diesen Kämpfen - egal ob sie uns direkt betreffen oder nicht - unsere Aufgabe ist, dann ist es die eindeutige Kritik gegenüber dem herrschenden System. Durch unser Verhalten und unser Beispiel können wir darüber hinaus Wege zur Freiheit aufzeigen.

DA: Nach dem zweiten Schusswaffenangriff der Gruppe „Revolutionärer Kampf“ am 05.01. auf Polizeitruppen in Athen, sprachen Teile der anarchistisch/linksradikalen Szene in Deutschland von einer „konterrevolutionären Tat“ oder einer „Bullenprovokation“. Was sagt ihr?

AK: Mittlerweile gab es einen dritten Angriff. Die Polizeiwache im Athener Stadtteil Korydallós wurde mit einer Kalaschnikow beschossen, ohne dass es Verletzte gab. Die Verantwortung übernahm in diesem Fall eine „Sekte Revolutionärer“.
Wir haben kein Interesse daran uns mit irgendwelchen Spekulationen aufzuhalten. Die AK-Athen hat direkt nach dem zweiten Angriff - noch bevor der „Revolutionäre Kampf“ (RK) die Verantwortung übernahm - eine Erklärung abgegeben, mit der wir als AK-Thessaloníki übereinstimmen. Ansonsten hat aus der anarchistisch/antiautoritären Bewegung keine weitere Gruppe öffentlich Stellung bezogen. Tatsache ist, dass die Aktion des RK den Vorwand für die Repression und die mehrtägige „Besetzung“ des Stadtteils Exárchia durch die MAT-Bullen lieferte. Nur der Massenmobilisierung der BewohnerInnen des Viertels, mit Demonstrationen und Volksfesten mit Musik und Tanz auf dem Exárchia-Platz, gelang es, die MAT-Einheiten wieder aus dem Stadtteil zu vertreiben.

Erklärung von AK-Athen vom 08.01.2009:

Die Schüsse, die den MAT-Beamten verletzten, trafen weder das Regime noch „die Demokratie“, wie uns die Parteien und die golden boys der Presse weismachen wollen.
Die Schüsse trafen die heterogene Dezember-Bewegung, sie richteten sich gegen den Aufstand, ja gegen die aufständische Gewalt des Volkes, zu deren angeblicher Unterstützung sie abgegeben wurden.
Nicht jede bewaffnete Aktion ist zwangsläufig politisch. Und die beiden - die erste vom Universitätscampus aus (am 21.12. mit einer Kalaschnikow auf einen Polizeibus d.Ü.) und die im Exárchia-Viertel - sind es schon allein wegen ihrer Symbolik ganz sicher nicht.
Wir alle lassen in Zeiten des gesellschaftlichen Aufstands unsere ideologische und politische Gruppenidentität ruhen. Alle wissen, dass niemand sich an die Stelle der Bewegung setzen kann, dass niemand glaubt die Bewegung „deckeln“ zu können, ihr auf der Basis eigener Bestrebungen Grenzen setzen zu können.
Dieser Aufstand erhob sich für Freiheit und Würde. Diese Bewegung - unstrukturiert, schön und gesetzlos - eröffnete den Unterdrückten die Möglichkeit ins Zentrum des politischen Lebens zu stürmen. Die SchülerInnen, die StudentInnen, die Arbeitslosen, die MigrantInnen, die Gefangenen, die ArbeiterInnen, eroberten sich den öffentlichen Raum zurück indem sie aufs Neue Anspruch auf ihr Leben erhoben.
Die Bewegung ist nicht im Abschwung begriffen. Die Bewegung wird keinen Schritt zurückweichen. Die Bewegung legt keine Rechenschaft ab für Taten, die ihr absolut fremd sind. Unsere Stärken und unsere Zukunftsperspektiven sind eindeutig: Die Besetzungen der SchülerInnen und StudentInnen, die basisdemokratischen Versammlungen, die Mobilisierungen für die Verhafteten (…).
Die Forderungen der Bewegung sind so aktuell wie nie: Sofortige Entwaffnung der Polizei! Auflösung der MAT-Einheiten! Freilassung aller Festgenommenen! Abschaffung der Terrorgesetze! Weg mit der Mörderregierung!

Interview und Übersetzung: Ralf Dreis, FAU Rhein/Main
(Das Interview wurde am 15.02.09 durchgeführt)
Informationen zu AK: http://www.resistance2003.gr
Informationen zur anarchosyndikalistischen ESE: http://www.ese.gr