Lage in Mexiko spitzt sich zu (Update 6.12.)

Die Lage in Mexiko spitzt sich weiterhin zu. Die soziale Opposition Oaxacas mußte am Wochenende einen der brutalsten Angriffe erleben, es häufen sich Drohungen gegen zapatistische Gemeinden und die Spannung um die Nachfolge Vicente Fox' im Präsidentenamt erreicht ihren Höhepunkt. Auch die FAU-IAA protestiert gegen die Gewalt von Seiten der mexikanischen und oaxakenischen Regierung.

Oaxaca erlebte am Wochenende einen der brutalsten paramiliärischen und polizeilichen Angriffe, bei dem drei Tote und über 150 Verhaftete und Verschwundene zu beklagen sind. Am Samstag wurde das zentrale Protestcamp von Bundestruppen niedergebrannt und soll nun wieder aufgebaut werden. Ursprung des Konflikts ist die brutalen Räumung des Streikcamps durch den Gouverneur Ulyses Ruiz, der von der darauf gegründeten "Volksversammlung" APPO (streikende LehrerInnen, indigene Gruppen, anarchistische und linke Gruppen, soziale Organisationen, Gemeinden etc pp) zum Rücktritt aufgefordert wurde. Dies wurde durch die Besetzung der Stadt unterstrichen, die nun von der Bundespolizei PFP "befriedet" werden soll.

Während Marcos und andere Delegierte der EZLN durch Mexiko reisen um die UnterstützerInnen der "Anderen Kampagne" (einer landesweiten außerparlamentarischen antikapitalistischen Allianz "von unten und von links") zu besuchen, wurde die EZLN nun von einer PRI-nahen paramilitärischen Gruppe eine Eskalation angedroht, sollten sie nicht fünf Basen in Gemeinden des Lacandonischen Urwalds räumen. Gleichzeitig brach sie den Dialog mit den zapatistischen "Juntas der guten Regierung" ("die Regierung die dem Volk gehorcht", eine Selbstorganisationsstruktur) ab.

Fast parallel wurde am 22. November von Gerüchten berichtet, dass bewaffnete Männer vorhätten, Orte in den Lacandonewäldern anzugreifen: Etwas mehr als 50 lacandonische Indigenas, in der Mehrzahl Kinder, sind aus der Gemeinde Lacanjá Chansayab geflohen, aus Angst davor, nach den Auseinandersetzungen in Viejo Velasco Suárez, angegriffen zu werden. Dort waren offiziell vier Personen ums Leben gekommen und andere weitere, die anscheinend am vorvergangenen Wochenende aus der Stadt geflohen waren, sind verschwunden.

Gleichzeitig spitzt sich der Konflikt um das Präsidentenamt zu. Der eher gemäßigt (aber rhetorisch radikal) linke und in seiner Programmatik auch neoliberale Politik vertretende Lobrador hat sich auf einer Versammlung seiner AnhängerInnen (nach Telepolis: ca. 1 Mio. TeilnehmerInnen) zum Gegenpräsidenten ausrufen lassen und drohte damit die Präsidentschaftseinführung des konservativen Calderon zu blockieren. Inzwischen wurde Calderon vereidigt und hat sein Kabinett vorgestellt.

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" hat nun Mexiko zum gefährlichsten Land Amerikas für Journalisten erklärt. Es steht nun weltweit an zweiter Stelle, direkt hinter dem Irak.

Informiert Euch und Eure Umgebung und macht vor allem Protestaktionen oder schickt Protestschreiben! Ihr könnt auch untenstehenden Text weiterverwenden.

News
(6.12.) Weitere Verhaftungen von APPO-Dialogführern, die zur Verhandlungsdelegation gehörten: Dringend um Unterstützung gebeten! neues Protestschreiben, 10.12. (inter)nationaler Aktionstag, APPO hält an Widerstand gegen Gouverneur Ruiz fest
(4.12.) Oaxaca-Ticker-Dezember weitere APPO-AktivistInnen verhaftet
Massenverhaftungen u.A. von LehrerInnen: 522 Gefangene, 200 Verhaftete und mehr als 100 Verschwundene
News von Oaxaca am 3.12.: Informationsfluss unterbrochen - APPO-Aktivist verhaftet - Kommunique der APPO: Mobilisierungen bis zur grossen Demonstration am 10. Dezember - Das Kriegskabinett Calderons
1000 Leute an Solidemo in der Schweiz
mehr auf Indymedia und chiapas.ch.

Links und Protestschreiben der FAU

Indymedia-Bericht zu den Drohungen gegen die Zapatistas
Telepolis: Angriff auf Streikende in Oaxaca
Direkte Solidarität mit Chiapas - chiapas.ch
Indymedia Deutschland
Linkseite beim Ya-Basta-Netz


Protestschreiben der FAU

Schluss mit der Repression in Oaxaca!


An die Regierung von Mexiko
An die Regierung von Oaxaca
An die Zivilgesellschaft
An die Medien

Nach Angaben der Versammlung der Bevölkerung von Oaxaca APPO gab es aufgrund der Repression während der Demonstration vom 25.11.2006 fünf Tote, mehr als 100 Verletzte - 20 davon durch Schusswaffen - , 25 Verschwundene, 40 willkürlich Festnahmen und willkürliche Hausdurchsuchungen.

Wir protestieren energisch gegen diese Gewalt von Seiten der mexikanischen und oaxakenischen Regierung.

Wir fordern:

1. Den totalen Stopp der Repression und der Angriffe gegen die oaxakenische Bevölkerung und ihre sozialen Bewegungen.
2. Dass erlaubt wird, dass die Festgenommenen sich mit ihren Angehörigen in Verbindung setzen können.
3. Die Garantierung der physischen und psychischen Integrität der Festgenommen und derjenigen, denen willkürlich ihre Freiheit genommen wurde.
4. Die Nutzung der paramilitärischen Kräfte, die die sozialen Bewegungen bekämpfen, sofort einzustellen.
5. Eine friedliche Lösung des Konflikts und Respekt für die Menschenrechte.

Mit freundlichen Grüßen,

Internationales Sekretariat der FAU-IAA
Hannover, 04.12.2006


¡Alto a la represión en Oaxaca!


Al gobierno de México
Al gobierno de Oaxaca
A la sociedad civil
A los medios de comunicación

Según la Asamblea Popular de los Pueblos de Oaxaca (APPO) durante la represión de la manifestación que hubo el 25 de Noviembre del 2006 hubo cinco muertos, más de 100 heridos –20 de ellos de bala -, 25 desaparecidos, 40 detenciones arbitrarias y cateos indiscriminados.

Protestamos enérgicamente contra esa violencia por parte del gobierno mexicano y oaxaqueño.

Demandamos:

1. ALTO TOTAL A LA REPRESION Y ATAQUE A LA SOCIEDAD OAXAQUENA Y A SUS MOVIMIENTOS SOCIALES.
2. PERMITIR QUE LOS DETENIDOS SE PONGAN EN CONTACTO CON SUS FAMILIARES
3. GARANTIZAR LA INTEGRIDAD FISICA Y PSICOLOGICA DE LAS PERSONAS DETENIDAS Y PRIVADAS ARBITRARIAMENTE DE SU LIBERTAD.
4. DETENER EL USO DE FUERZAS PARAMILITARES PARA REPRIMIR LOS MOVIMIENTOS SOCIALES
5. SOLUCIÒN PACÍFICA Y RESPETO A LOS DERECHOS HUMANOS

Atentamente,

Internationales Sekretariat der FAU-IAA
Hannover, 04.12.2006


Das Protestschreiben ging an:

VICENTE FOX QUESADA
PRESIDENTE CONSTITUCIONAL DE MÉXICO
FAX. 0052 55 52 77 23 76, vicente.fox.quesada (at) presidencia.gob.mx

LIC. CARLOS ABASCAL CARRANZA
SECRETARIO DE GOBERNACIÓN
FAX 0052 55 50 93 34 14, cabascal (at) segob.gob.mx

DR. JOSÉ LUIS SOBERANES
PRESIDENTE DE LA COMISIÓN NACIONAL DE DERECHOS HUMANOS
FAX 0052 55 56 81 71 99, correo (at) cndh.gob.mx

LIC. ULISES RUIZ ORTÍZ
GOBERNADOR DEL ESTADO DE OAXACA
Fax: 0052 951 5020530, gobernador (at) oaxaca.gob.mx

Mexikanische Botschaft in Deutschland
Klingelhöferstr. 3
10785 Berlin
Tel: 030 - 269323 0
Fax: 030 - 269323 325
e-mail: mail@embamexale.de